scheuchte einen Trupp Enten, die hier auf den Wasser-
pfühlen angesiedelt schienen; wir sahen Störche und Gazellen,
die unser Anblick in Flucht jagte. Trotz der An-
muth dieser Gegend, vielfach erhöhet durch die Einöde
der Umgebung, fand sich auch hier nicht eine Spur von
menschlichen Bewohnern. Die Araber benannten dieses
reitzende Thal Wa d i Ein, das heist, das Thal der
Quellen.
Hier verliefsen wir das Granitfelsgebilde; das nun
folgende lange Thal heifst Sa l aka ; es wird beengt durch
Kalkstein-Hügel, dem Kreidegebilde angehörig. Der östliche
Theil dieses Thaies ward durch periodisch zusammengeflossenes
Gewässer zu einer Art mohriger Niederung;
viele dichtgedrängte Sumpfpflanzen, binsenartige
Gewächse und Schilfrohr sind stellenweise mit Dattelgebüsch
durchwachsen. Araber des Stammes Misene weiden
hien zuweilen ihre Herden. Eine südwestliche Richtung
nahm nun unser Weg, sich bald zwischen Flötz-
kalkhügel, bald an senkrecht: geschichteten Granit- und
Porphyrfelsmassen vorbeiziehend. In dieser Gegend war
das fiiefsende Wasser verschwunden, und mit ihm die
Spuren einer belebten Vegetation. Man findet nur sehr
einzeln zerstreuet Nabakbäume. Ihre Stärke undT ihr
schönes Gedeihen belegen, dafs man mit etwas Fleifs
auch dieses Thal nutzbringend machen könnte; allem Anscheine
nach waren einstens alle diese Thäler behölzt;
höchst wahrscheinlich zernichtete Gewinnsucht nach und
nach allen diesen Baumwuchs; er diente den nomadischen
Arabern zur Fertigung von Kohlen, wozu sie immer in
Suez und Cairo willig Käufer finden.
Nachdem wir das ganze Thal Salaka seiner Länge
nach durchgangen waren, wozu wir fünfzehn Wegstunden
gebrauchten, ward die Umgegend durchgehends vegetationslose
Flötzkalkhügel; ihr Name ist Wa d i S a f ran.
Das Nackte der Landschaft ist von der abschrek-
kendsten Traurigkeit; Einige Araber des Stammes Elu
Agermie zeigten sich in der Ferne; sie wurden von zweien
meiner Führer aufgesucht, um, dem Vorgeben nach, wegen
meiner Sicherheit Absprache zu nehmen. Ein sechst-
halbstündiger Marsch brachte uns an eine grofse Ebene,
nur stellenweise unterbrochen durch niedere Felskämme
von Porphyr, deren Richtung sehr deutlich von Nordost
nach Südwest ging. In der Ferne lag vor uns eine ziemlich
hohe Gebirgskette, von den Arabern Gebel W a de
j e benannt. Drei Berge erheben ihre Gipfel über die
ganze Kette; der in der Mitte, vor .uns in direkt südlicher
Richtung, heifst Gebe l Musä oder Berg Sinai ;
der westliche ist der Berg Ho r e b oder St. Ka th a r in a .
Wir drangen auf der Nordseite in diese Bergkette ein;
bald wandten wir uns nach Osten zu; alles ist hier senk-
rechtgeschichtetes schroffes Granitgebilde; nach einigen^
Stunden erreichten wir die Mauern des Klosters St- Katharina,
in einer engen Bergschlucht gelegen, die von
Südost nach Nordwesten ziehet.
Die geographische Lage dieses historisch interessanten
Ortes war noch nicht astronomisch bestimmt. Niebuhr
mittelte solche nur durch seine Marschroute aus, und
Seefeeres Monddistanzen gaben widersprechende Resultate.
Eine Hauptaufgabe meines hiesigen Besuchs war
daher eine nahmbare Anzahl von Distanzen des Monds
zur Venus zu beobachten (10. Mai 1822); aber leider ist
die Umgegend des Klosters dergestalt im Süden und Wc-
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