entgegengesetzte Küste. Mannichfaltige Ruinen zeugen
von einer vormaligen beträchtlichen und zugleich civili-
sirten Bevölkerung; jetzt gibt es hier nichts als Beduinen,
die in vollkommener Unabhängigkeit ihre Heerden
auf den Weiden der Urgebirgsthäler nähren. Als verschiedene
Beduinenstämme hiesiger Gegend lernte ich
folgende kennen:
1) Die Howa d a t - Ar ab er, die mächtigsten von
allen; sie erstrecken sich von Mohila südlich bis weit
über Wuschk hinaus, stehen unter verschiedenen, von
einander unabhängigen Scheiks, und sind bekannt durch
unruhigen Geist' und kriegerische Raubzüge. Ihre Volksanzahl
ist ganz unbestimmbar; einige in Mohila gaben
mir solche auf sieben tausend streitbare Männer an.
2) Die Beni Ogbe, weit friedlicher als ihre Nachbarn,
bewohnen die Gegend am Meerufer zwischen Mohila
und Magna;, ein kleiner Theil derselben ist fest angesiedelt
an diesen beiden Plätzen, und hat daselbst Gärten
und Palmenpflanzungen; überhaupt werden diese Araber
wegen ihrer friedlichen Gesinnungen geachtet; höchst
Wahrscheinlich ist die Anzahl ihrer streitbaren Männer
unter tausend.
3) Die Mus a i t i bewohnen die Gegend Von Beden
und den Distrikt nördlich davon, nach Akaba zu; sie
scheinen ein Judenstamm zu seyn, der zwar vor vielen
Jahren den Islamismus angenommen hat, jedoch immer
noch von den ändern Arabern abgesondert und mit ihnen
im Zwiste zu leben scheint. Ich war in ihren Thälern
mit Häuptlingen der beiden vorgenannten Stämme ; kein
Bissen Speise ward uns vorgesetzt, und nicht einmal war
uns vergönnt, in ihrer Nähe zu übernachten. Ihre Volksstärke
ist mir vollkommen unbekannt.
4) Die Emr adi leben von all ihren Nachbarn vollkommen
abgesondert in den unzugänglichsten Gebirgen
östlich von Beden. Die geschwätzigen Araber haben mir
die sonderbarsten Aussagen über diese Emradi mitge-
theilt, die ich unverbürgt wiederhole. Man nennt sie
Ungläubige, aber doch sind es keine Christen; sie sollen
sich blos von Fleisch und Milch nähren, und statt
Kleidung sich in Thierfelle einhüllen. Sie haben gar
keinen Verkehr mit ihren Nachbarn, sind gleichsam ganz
wild, lassen ihr langes Haupthaar zwanglos über den
Rücken herabhängen. Auch sollen ^sie sich einer eigenen
Sprache bedienen; übrigens rühmt man die Schönheit
ihrer Mädchen und Frauen. Sollte dieses eine unglückliche
Abtheilung verfolgter Juden seyn? Darf man Ideen
verknüpfen durch den Namen dieses Volksstammes und
den einstigen Bewohnern der Insel Emrag, am nördlichen
Ende des Golfs von Akaba gelegen %
5) Nördlich von den Musaiti und Beni Ogbe nach
Akaba zu, und in dem Wadi Musa, hausen die berüchtigten
H ama r a n -A r a b e r , in deren Namen vielleicht
die Etymologen eine Spur der alten Hamariter finden.
Berüchtiget wegen ihren Räuber eien, leben sie in stetem
Streit mit den ändern Araberstämmen, und sind in ihren
Gebirgen sicher, dafs ihre Frevel ungestraft bleiben. Ich
persönlich hatte mich weiter nicht über sie zu beklagen,
als ich mich im Frühling 1822 bei ihnen aufhielt. Das
Interesse der verschiedenen Häuptlinge war, strenge über
Erhaltung meiner Sicherheit zu wachen, und deshalb ver-
muthlich weigerten sie sich, mich auf ihre Verantwort