Invasion der Türken wurde nur ein sein unbedeutender
Theil des Landes unmittelbar neben dem Flui's und auf
den Inseln unter künstlicher Bewässerung zum Ackerbau
benutzt; das übrige ist mit Buschwerk und Haifagras bedeckt,
das nur zur Viehfütterung dient. Die meisten
Dörfer liegen an der Wüstegrenze des Nilschlammthals,
wohin auch die Bewohner der Inseln periodisch ziehen ,
um sich gegeh die Feuchtigkeit der Ueberschwemmung zu
schützen. Die Dörfer bestehen nicht, wie in Dongola,
aus Durrastrohhütten, sondern die Wohnungen sind viereckige
Lehmhütten mit flachen Dächern, oder zuweilen
von runder Form mit spitzigen Strohdächern, zum Schutze
gegen allzustarke Regenschauer. Die Produkte des Feldbaues
sind wie diejenigen der Provinz Dongola, mit
Ausschlufs des Weizens, den man hier nicht pflanzt.
Auch hat man keine regebnäfsige Zucht von Dattelpalmen.
Die Fruchtbarkeit der Inseln ist ungemein; Durrä-
stengel erlangen eine ,Höhe von-zwölf lu fs , und ihre
schuhlangen Saamenbüschel enthalten zuweilen dreihundert
und mehr Körner.
I smai l Pa s c h a zog sich durch Unbesonnenheit undi
Brutalität seine Ermordung zu, die keineswegs die Folge
einer förmlichen Verschwörung war. Folgendes sind die
Particularitäten dieses Vorfalls, der so vielen tausend Unglücklichen
das Leben kostete. Gegen Ende October
1822 auf seinem Rückweg von Sennaar nach Cairo begriffen,
langte Ismail in Schendi in einer Barke, von
wenigen Mamelucken begleitet, an. Me l i ck Nemi r ,
den’wir aus ßurckhardts Reisen kennen, empfing ihn als
seinen Herrn und Landesgebieter, als ihm Ismail die unerwartete
Erklärung machte, dafs er binnen zwei Tagen
eine Abgabe von Tausend Stück Sklaven entrichten solle.
Auf Nemirs Bemerkung, dafs so etwas ganz unmöglich
8ey, stiefs der Pascha ihn mit Mifshandlungen weg, mit
dem Schwur, ihn lebendig spiefsen zu lassen, wenn dem
Verlangten nicht pünktlichst entsprochen' würde. Hier
war wenig Zeit zum Besinnen. Nemir ersuchte den Pascha,
eine Wohrlung in der Stadt zu beziehen, die mehr
zur Befriedigung seiner Wünsche und Liebhabereien geeignet
sey, als seine Barke. Unter dem Vorwand, Futter
für die dem Pascha geschenkten Pferfle zu bereiten,
liefs er ein grofses Quantum trockenes Durra-Stroh um
diese Wohnung aufhäufen. Gegen Abend entspann sich
der Volksauflauf; man rieth dem halb berauschten Pascha,
auf seinen Rückzug zu denken, doch man versichert, dafs
er hochmüthig antwortete: „ Ich bin Sohn von Mehemet
Ali, wer wagt mir ein Haar zu krümmen!" Unterdessen
liefs Nemir die Strohhaufen in Brand setzen , Jnan verhinderte
mit Gewalt den eingeschlossenen Türken die
Flucht; Rauch und Flamme vernichteten den Pascha und
seine ganze Begleitung. Die Empörung des ganzen Landes
gegen das Joch der Türken war die Folge. Mehemet
Beg, Statthalter int Kordofan, eilte schleunigst herbei,
den Mord seines Schwagers zu rächen. Sein Truppencorps
war schwach, aber es mangelte ihm nicht an
Muth; Nemir beging die Unbesonnenheit , seine undisci-
plinirte Massen, die keine Feuerwaffen hatten, in der
Feldschlacht dem türkischen Militär entgegen zu stellen.
Eine vollkommene Niederlage erfolgte, und der siegreiche
Mehemet Beg verbrannte Schendi und vertilgte seine Bewohner;
ein gleiches Schicksal hatte die gegenüber liegende
Stadt Matemma.