das Land zählt neun und neunzig Dörfer, oder auch
hundert neun und neunzig Dörfer, bei welcher Redensart
die bestimmte Zahl keine andere Deutung hat, als die
Idee der Menge auszudrücken; Herr Caillimid scheint
dieses nicht gfewufst zu haben. *) — Nach drei Tagemärschen
gelangt man von Takele an den Bahher Ab-
biad, und von dorten in vier Tagen nach Sennaar. Die
Wegsrichtung soll nordöstlich seyn.
Genauere Angaben bdsitze ich über die Strafse, Avelche
von Obe id nach Schabun führt, einem allen Sudan-
Handelsleuten wohlbekannten Stapelplatz. Die Hauptrichtung
des Weges ist süd - südwestlich, und die ganze Entfernung
sieben Tagemärsche, nämlich: von Obeid nach
Birket Koli anderthalb; hier ist eine t beträchtliche Niederung,
die mit Regenwasser angefüllt ist, und um welche
nomadische Araberstämme gelagert sind, die mit dem
Namen Bakara bezeichnet werden. Von Birket Koli
nach der Hügelgruppe Koldagi ist ein Tagmarsch. Daselbst
beginnen die Ansiedelungen der freien paganischen
Nuba. In der Umgebung nannte man mir nachstehende
-kleine Stammabtheilungen dieses Volkes: D\ e b e'r i n , Codero,
Di leb und Wadebuna . Von Koldagi nach der
Hügelgruppe Abule ist ein Tagmarsch; der Weg gehet
gröfstentheils durch eine behölzte Ebene. Von Abule
nach Kolfan ist gleichfalls ein Tagmarsch, so wie auch
von Kolfan nach Umheidan. Schabun endlich ist von
Umheidan anderthalb Tagemärsche entfernt. Brown,
Burckhardt und die von mir gesammelten Notizen sind
übereinstimmend, dafs hier reichhaltige Goldseifenwerke
*) Vergl. dessen Reise nach Mcroe, Vol. 3. pag. 58.
sind. Es beginnt also hier die an diesem Metall- reich«
Zone, welche eine südlich gelegene Urgebirgskette begrenzt,
wie man auf ein solches geologisches Verhältnifs
durch Analogie schliefsen darf.
Was ich sonsten über die Geographie des Kordofan
durch die authentische Reiseroute von Mehemet Beg,
dem Schwiegersohn Mehemet Ali Pascha’s, erfahren habe,
theilte ich seiner Zeit ausführlich dem Herrn Baron von
Zach mit, und mein desfallsiger Brief ward von demselben
in der von ihm publicirten Correspondance Astrono-
mique Vol. 11. pag. 364 abgedruckt. Das Detail davon
findet sich in dem Anhang zu diesem Reisebericht.
Von Obeid nach Kobbe , der Hauptstadt des Reiches
Darfur, sind vorzugsweise drei Verbindungswege gebräuchlich.
Der am meisten begangene läuft von Obeid nach Abu
Haraza, einer wohlhabenden Ansiedelung Ackerbau treibender
Ethiopier. Die Wegrichtung ist West-Südwest, ‘’und
die Entfernung eine starke Tagreise. Bei Fortsetzung des
Weges kömmt man sechs Tage lang durch eine wasserlose,
mit Buschwerk bedeckte Steppe, die man in
west-nordwestlicher Richtung durchgehet. Dort erreicht
man den Flecken R i l , die erste Ansiedelung des
Reiches Darfur; sie liegt drei Tagemärsche von der
Hauptstadt Kobbe entfernt, und zwar in nämlicher Wegrichtung.
Der zweite von den Handelskaravanen benutzte Weg
gehet von Obeid nach dem Brunnen Nedger, zehn Wegstunden,
in direkt westlicher Richtung gelegen; ein halber
Tagmarsch führt von dorten nach Goos, einem Lagerplatze
des Araberstattimes Hamme r , wo sich aber keine
Brunnen vorfinden. Zwei Tagemärsche weiter in nord-
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