pel war ganz von grofsen Quadersandsteinen erbauet, ist
aber dergestalt zusammengefallen, dafs er jetzo nur eine
Masse von eckigen Steinblöcken bildet. Die Säulenschafte
sind kannelirt; die Kapitaler haben als Zierrath
auf zwei Seiten wohlgearbeitete Isisköpfe mit den ¡Kuh-
Ohren; alle Basreliefs sind gut ausgeführt, jedoch möchte
ich sagen in keinem alt-egyptischen Styl. *) Unfern des
Tempels nach dem Flufs zu liegen zwei sitzende Sphinxstatuen
von schwarzem Granit; alle diese Trümmer heis-
sen bei den Landeseingebornen S e d e g n e , welches in
der berberischen Sprache so viel als „Ruinen" bedeutet.
Ich halte diese Baureste aus dem Zeitalter der Ptolomäer.
Unter dem Namen Dosce bezeichnet man einen
etwas nördlich vom Dorfe O s b e gelegenen Sandsteinhügel,
der sich auf dem West-Nilufer beinahe senkrecht etwa
hundert zwanzig Fufs über dje Wassermasse erhebt. An
seiner steilen Seitenwand ist ein Zimmer ausgehauen, in
dessen Hintergrund ein kleiner Alkoven ist, wo einstens
drei sitzende Figuren ausgehauen waren; sie sind jetzo
ganz verstümmelt, so wie auch die Hieroglyphen, welche
die Wände des Zimmers verzierten. An | der äufSern
schroffen Felswand sind einige hieroglyphische Inschriften.
Von sonstigen Katakomben ist in der Umgebung
nichts zu entdecken.
Nicht weit von da, und zwar eine halbe Stunde südlich
jrom Dorfe Solib, gleichfalls auf dem West-Nilufer,
findet man die beträchtlichen alterthümlichen Ruinen, die
von den Landesbewohnern Gorganto **) benannt wer*)
Siehe Taf. 3- Fig. 2. eins dieser Basreliefs.
**) Dieses ist eine Zusammenziehung der beiden berberischen
Worte: gori-ante = sechs Säulen.
den. Aller Wahrscheinlichkeit nach bildeten diese Triün-
xner einstens ein Fürstenhaus, denn der wohl zu erkennende
Plan ist ganz von demjenigen anderer egyptischen
Tempel verschieden. Der Eingang dieses Gebäudes ist
nach Osten zu, einige hundert Schritte vom Nil entfernt;
alle seine Theile folgen sich symmetrisch längs einer Axe;
es beginnt mit einem massiven Mauerwerk, das einen
192 Fufs langen und 107 Fufs breiten Hofraum einschliefst.
In demselben liegen unfern des Eingangs zwei ausgestreckte
Löwensphinxe von Granit. Den ersten Hofraum
enden gegen Westen ein Paar prismatische Thürme
(Phylone), die zu einem zweiten Hofraum führen; solcher
ist etwa sechs und siebenzig Fufs tief, und zwei und
neunzig Fufs breit, und .rund um mit einem kolossalen
Säulengange verziert. Auf der Westseite bildet eine doppelte
Säulenreihe eine Art Perystil; hierauf folgt ein
dritter Hofraum, der an Breite dem vorhergehenden gleicht;
seine Tiefe mifst sechs und achtzig Fufs. Längs seiner
innern Mauer gehet gleichfalls eine Colonnade her. In
der Nordwesf-Ecke i?t eine kleine Thür, die aber zu
keinem besondern Gemache führt. Der Pallast endet mit
einem Saal, vierzig Fufs tief und vier und fünfzig Fufs
breit, dessen flache Steindecke zwölf kolossale Säulen
unterstützten; ihre Kapitäler sind mit Palmenzweigen
verziert; bei den Säulen der beiden Hofräume bediente
man sich der Architektur zusammengebundener Palmbaumstämme,
wie bei dem grofsen Tempel von Luxor.
An den Säulen und Architravstücken sind Hieroglyphen;
sie sind gut gearbeitet, aber nicht sehr zahlreich;
das ganze Gebäude hat stark gelitten, und von den
siebenzig Säulen, welche es einstens zierten, stehen
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