«und; man weifs nichts von Fiebern und Dissenierien;
trotz dem beobachtete ich, dafs es wenig wirklich bejahrte
Leute gibt. Dieser Umstand hat wohl seinen Grund
in der durchgehends kärglichen und kraftlosen Nahrung
der Volksmasse, während die wandernde Lebensart einen
nahrabaren Kräfteaufwand fordert. Vielleicht ist der
durch Jahre geschwächte Körper, den nur armselige Kleidung
schlecht bedeckt, nicht mehr geeignet, dem starken
Teraperaturwechsel zu widerstehen. In den Gebirgen ist
es in den Winternächten sehr kalt; zuweilen gefriert
noch im Februar das freistehende Wasser im Klostergarten
von St. Katharina; brennend heifs strahlt dagegen in
den Sommermonaten die Sonne in die sandigen Thäler
vom Himmel und als Reflex von den nackten Felswänden.
Ich hatte auf meinen Reisen von Akaba im Monat Mai
yier und dreifsig Grad Reaumur im Schatten. «— Am
Seeufer fällt zu jeder Zeit des Jahres der Thau unglaublich
stark, So dafs zum Beispiel der lehmige Boden hinter
T o r in den Morgenstunden ganz schlüpfrig ist. Trotz
diesem starken Thau sind die Ophtaimien sehr selten und
nur von kurzer Dauer, vermuthlich weil der plötzlich erscheinende
kühle Luftzug mangelt, der diese Krankheit
in Egypten vorzugsweise hervorbringt. Man mufs die
einheimische Ophtalnüe nicht mit einer Augenkrankheit
verwechseln} welche die Araber von ihren periodischen
Reisen nach Egypten zurückbringen. Die Blattern sind
die Hanptkrankheit, deren Verheerung die Araber fürchten
; da übrigens die Christen von T o r die Einimpfung
der Schutzpocken unter sich eingeführt haben, so wird
dieses hoffentlich auch bald heilsam^ Folgen unter den
Arabern verbreiten.
Die allgemeine Unfruchtbarkeit des Landes ist we-
nig geeignet zur Beherbergung vieler und mannichfaltiger
wilder Thiere. Einige Familien Steinböcke (Capra ara-
bica, Beden der Araber) weiden die sparsamen Gräser
auf den unzugänglichsten Gebirgen zwischen Firan, St.
Katharina und Scherum; sehr einzeln findet man die
Hyrax (Waber) zwischen den Felsen der Granitgebirge;
einige wenige Hasen gibt es in Wadi Firan, und einzelne
Gazellen irren auf dem steinigen Plateau zwischen
Firan,, Xeghele und Akaba. Ungeachtet die Zähl der
hier hausenden Hyänen und Füchse sehr gering ist, finden
sie doch zu wenig von ihrer gewöhnlichen Nahrung,
als dafs sie sich sättigen könnten; sie pflegen ihren Hunger
durch todte Fische und andere Seethiere zu stillen,
welche das Meer auswirft. Seit Menschengedenken erinnert
man sich nur eines einzigen Panthers, der sich aus
Syrien bis in die Thäler zwischen Scherum und Minna
el Dahab verlaufen hatte. Dipus-Arten finden * sich nur
sehr selten, dagegen in den Thälern um das Klöster St.
Katharina ziemlich häufig eine eigene Art Stachelmaus.
Das Meer hat drei Arten Delphine, und, obgleich
ungemein selten, eine eigenthümliche Manatesart, die
vermuthlich zu dem Geschlechte Halicore gehört, und
aus deren Häuten einstens die Israeliten die Decken für
die Bundeslade machen mufsten. Man benennt dieses
Thier Na k a im nördlichen Theile des rothen Meeres,
und D a u i 1 a im südlichen Theile. Die Zahl der Landvögel
ist äufserst geringe einige Pterocles und Perdix, sehr wenig
Silvien, Saxieolen, und nur eine SpeciesFringillen beobachtete
ich; Lerchen sind in geringer Anzahl. Am häufigsten
sind noch die Falkenarten, namentlich F. Brachidactilis und