Bei Minna el Dahab fand ich nichts vor als einige
wenig ausgezeichnete Schutthaufen auf der Südseite des
trockenen Strombettes, etwa hundert Schritte vom Meerufer.
Heut zu Tage ist hier gar kein sicherer Ankerplatz.
Versetzt man hierhin die Ansiedelung, die im alten
Testamente unter dem Namen Disahab erwähnt wird,
so hat in dem Zeitlauf von drei Jahrtausenden der Ufersaum
durch die Ausflötzungen des Thals Ferese die hundert
Schritte langen Ablagerungen gebildet, welche ver-
muthlich den alten Hafen ausfüllten. Von der Thalmündung
durch die Urgebirgsmassen bis zum Meerufer ist
eine fächerförmige Fläche von Ürfelsgeröllen, deren Radius
fünf und dreifsig Minuten lang ist — das progressive
Werk der Ausflötzungen einer unbestimmbaren Reihe
von Jahrtausenden.
Makrizi sagt: Ihn Ahmed Ibn Touloun (Sultan von
Egypten) machte die Strafse über das Akaba von Aila,
Wo ich die oben angeführten arabischen Inschriften bei
Dubbe und Gebel Mahamar fand.
24.
. ■ Der tönende Berg Nakus«
Die geschwätzigen Araber der Umgegend von, Tor
Unterhalten häufig die Reisenden mit der Erzählung eines
vorgeblich verschütteten Klosters, Na k u s genannt, wo
jnan periodisch aus der Erde das Läuten der Glocken
and die Stimmen singender Priester schallen höre. Da
diese Nachricht, mir von sehr Vielen als Augenzeugen
wiederholt wurde, so hielt ich es der Mühe werth, den
Ort aufzusuchen, nicht etwa in der Hoffnung, etwas zu
finden, was den Bericht der Araber bestätige, sondern
um die wahre Ursache zu erforschen, die zu einer so
sonderbaren Volkserzählung Veranlassung gegeben hatte.
Drei und eine halbe Stunde nordwestlich vom Hafen
Tor, unfern der Meeresküste, liegt der berüchtigte
Ort, wo die räthselhaften Tone erschallen. Ich fand hier
den ziemlich steilen Abhang eines bei zweihundert fünfzig
Fufs hohen Sandsteinfels-Plateau, von Nordwest nach
Südost zu ziehend. An der öbern Fläche des Plateau
lehnt sich eine Ebene von Flugsand an, während die
Basis desselben auf dem Saume des sandigen Ufers ruhet.
Eine bei vierzig Schritt breite Felshohle bildet eine Art
Queerthal, durch welche man vom Ufer her nach der
Hochebene gelangen kann. Der Boden dieses Queerthals
ist eine schrägliegende Fläche, von feinem Flugsand gebildet,
der fortwährend von dem Plateatt her durch den.
in dieser Gegend vorherrschenden nördlichen Wind in
die Hohle eingeweht wird* Springt der Wind nach W esten
zu um, so kehrt er mit Ungestüm am Fufse der
Terrasse einen grofsen Theil des Sandes weg, der durch
die Spaltung von dem obern Plateau herabgerollt war,
so dafs sich in dem Queerthal der Sand immer in einer
Fläche erhält, die sich beinahe unter einem Winkel von
fünfzig Grad in den Horizont einsenkt, wobei die einzelnen
Körner so an einander ruhen, dafs jeder Eindruck
in die schräge Bodenfläche das Gleichgewicht der ihm