Ursache der perniciösen Fieber in den besagten Ländern
in dem Genasse mit -Infusorien geschwängerten Wassers
liege, ist eine Vermuthung, auf welche mich verschiedene
eigene Beobachtungen geführt haben.
In Ländern, wo in der warmen Jahreszeit der Temperaturwechsel
zwischen Mittag und Nacht nur ein Paar
Grade beträgt, wo die eifective Wärme der Luft Monate
lang zwischen 28 und 32 Grad Reaumur zu seyn pflegt,
ist est ganz natürlich, dafs jegliches nicht abfliefsende
Regen- oder Brunnenwasser, welches den Sonnenstrahlen
ausgesetzt ist, sich in wenigen Tagen der Infusorienbildung
hingeben wird, und zwar um so thätiger, je mehr
organische Stoffe, wie Vertrocknete Pflanzen, erstorbene
Animalien' und dergleichen sich in seine» Berührung befinden.
Schnell erzeugt sich eine grüne vegetirende Masse,
an der gewifs das bewaffnete Forscherauge polypenartige
Thiere entdecken würde, die auf Infusorien Jagd machen.
Mir selbst war diese Beobachtung bei dem Mangel eines
Mikroskops untersagt. Aber wie manchmal deuteten sich
mir die verderblichen Folgen des Genusses solchen Trinkwassers
an. Hierüber untern ändern nachstehende Beispiele:
Als auf meiner Rückreise aus dem Kordofan im Monat
März 1825, wo bereits die Hitze wegen Windstille
sehr drückend war, meine kleine Karavane von dem
stagnirenden Wasser aus der Felsniederung von Simrie
trank, erkrankte ich und mehrere andere nach wenig
Stunden an einem Fieber, das aber keine Folge hatte,
weil bald die reine Luft der Wüstesteppe,, und später
das liebliche Nilwasser uns heilbringend ward. Einige
Jahre früher, auf meiner ersten Excursion ih das peträisehe
Arabien, im Thale Salaka, frank ich von dem beinahe
stagnirenden Wasser, das sich dorten vorfindet.
Heftige Kopfschmerzen, von Fieberhitze begleitet, stellten
sich noch am nämlichen Tage ein; auch hier rettete mich
die reine Bergluft der Gegend und der schnelle Gebrauch
von bittern Extracten von ^einer gefährlichen Krankheit.
Auf der beschwerlichen Seereise mit den Fischern des
rothen Meeres im Jahr 1826 hatten wir unsern sämmt-
lichen Wasserbedarf in grofsen irdenen Gefäfsen, utid
zwar einmal den Trinkwasservorrath für vier Wochen
lang, weil die flachen Koralleninseln-gar keine Quellen
besitzen. Der täglichen Sonnengluth ausgesetzt — es
war im Monat Juli — erzeugten sich auch hier Fieber
verursachende Stoffe, und von acht meiner Leute erkrankten
sechs beinahe gleichzeitig an diesem Uebel; aber auch
hier wirkten die reine Seeluft und energische Heilmittel
mit glücklichem Erfolg auf unsere baldige Genesung.
Anders war es zu Massauä an der abyssinischen
Küste. Dieser Ort, der auf einef flachen Insel liegt, in
einer tiefen Bucht, mehrseitig von Höhen umgeben, ge-
niefst nicht immer einer gereinigten Atmosphäre; die Verwesung
der am flachen Strande bei der Ebbe zurückgebliebenen
Thiere trägt namentlich zu deren Verpestung
bei. Von jeher ist der Ort wegen seiner endemischen
Fieberkrankheiten berüchtigt, und dieselben sind meistens
tödtlich, namentlich für die aus «den Gebirgen herabkommenden
Bewohner. *) Berücksichtigt man aber,
dafs diese Leute,, die gewohnt sind, in ihrer Heimath an
ihren perlenden Quellen nach Wunsch ihren Durst zu
*) Vergl. Henry Salt Voy ages en Abyssinie, Vol. I. pag. 274.