waren Schiefslöcher angebracht, und man bediente sich
der Feuerwaffen« Die Weiber wurden mit eifersüchtigem
Auge bewacht, und für ihre Fehltritte waten die härtesten
Strafen eingeführt. Die Frau, welche von ihrem
Manne beschuldigt wurde, mit einem Ausländer Ehebruch
getrieben zu haben, mufste von ihren eigenen Eltern im
Nil ertränkt werden. Vielleicht um der Gelegenheit zu
solchem sträflichen Umgang vorzubeugen, erlernten die
Weiber nur ihre berberische Muttersprache; mehrere Dörfer
findet man, wo selbst die Männer nichts anders reden
und verstehen. Ehebruch zwischen den Eingebornen
wurde nur durch schmachvolle Verstosung des Weibes
bestraft. Tanzmusik und Freudengesänge hörte ich hier
beinahe nie erschallen; auch ist das den ändern Barabra
so beliebte Busa-Getränk hier nicht üblich, man ersetzt
es durch Dattelwein, ein widerlich süfses Getränk, bereitet
von halbgegorenem Datteldecoct.
Nördlich von Suckot bis nach Wadi Haifa ist und
war zu allen Zeiten das Reisen wegen Unsicherheit der
Strafse gefährlich; ein ungünstiges Zeugnifs für den moralischen
Charakter der dortigen Bewohner. Viele der
dortigen Männer ahmen in ihrer Kleidung in so fern die
Bewohner von Wadi Haifa nach, dafs sie sich die Köpfe
rasiren und Weifse Käppchen tragen; die Weiher in der
Umgebung von Sai tragen wie diejenigen von Wadi Ibrim
lange weite Beinkleider; im Uebrigen herrscht zwischen
ihnen und den Dongolawi in der Kleidung kein wesentlicher
Unterschied. — Der armselige Ertrag des Feldbaues
wird in einiger Hinsicht durch die Fruchtbarkeit
an köstlichen Datteln ergänzt; diese Frucht macht nicht
allein die vorzüglichste Nahrung der ganzen Menschenniasse
aus, sondern selbst die Esel werden bei den kleinen
Reisen damit gefüttert.
Da viele Sitten der Schakie-Araber mit denjenigen
der Dongolawi identisch sind, so herrschen auch bei beiden
Völkerschaften mehrere übereinstimmende Charakterzüge;
aber die Schakie sollen ausschweifender seyn, nicht etwa
aus Leichtsinn, sondern aus Grundsatz. Ich fand sie
gastfrei und dienstfertig, und man schilderte sie mir con-
sequent in diesen löblichen Eigenschaften. In der Fehde
waren diese Araber wegen- ihrer Tapferkeit berühmt;
auch charakterisirt sie ihre urväterliche aristokratische
Freiheitsliebe. Jeder Patrizier oder Scheik wohnte in
einem befestigten Schlofs, steis eifersüchtig auf die Macht
seines Nachbarn; man versicherte mir, dafs hei allgemeiner
Gefahr augenblicklich dieser Privatzwist verschwinde.
Hinsichtlich der Gesichtszüge der Schakie-
Araber beziehe ich mich auf das, was ich oben im Allgemeinen
über'die in diesem Theil von Africa eingewanderten
Beduinenstämme mittheilte. Da die Schakie eine
grofse Anzahl Sklaven hesafsen, denen alle Haus- und
Feldarbeit oblag, so lebten ihre Weiber zur Tagszeit im
Schatten der Wohnungen in lüsterner Unthätigkeit; dieses
mag mit Ursache seyn, dafs ihre Hautfarbe braungelb
ist, während die viel nördlicher wohnenden Dongolawi
und andereJ Barabra beinahe braunschwarz sind. Eine
besondere Zierde der Schakie-Frauen sind ihre lebhaften
grofsen Augen, deren Wimpern sie theils aus Mode, theils
zur Gesundheit, mit Antimoniumpulver,schwärzen. Auch
die Lippen pflegen siph die eleganten Damen damit zu
färben. Einige ihrer Scheiks, oder politischen Oberhäupter,
sind studierte Fakirs, das heifst, sie machten
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