Wir übernachteten in diesem weidenreichen Thal;
auch einen Theil des folgenden Morgens mufsten wir hier
weilen, um die Zelte zu trocknen, die durch einen heftigen
Regen in der Nacht ganz durchnäfst wurden. Ich
theile dieses geflissentlich sammt der Bemerkuilg mit,
dafs es im peträischen Arabien weit öfter und heftiger in
den Wintermonaten zu regnen pflegt, als man vielleicht
in Europa vermuthet.
Nach sechsstündigem Marsch in Thälern zwischen
Kalksteinhügeln, und zwar beinahe immer in östlicher
Richtung, lagerten wir in der Ebene Scheme, wo sich
die letzten Weiden bis zum Schlosse Ne g h e l e befinden.
Auf diesem Wege begegneten uns zahlreiche Herden
von Ziegen, die bei unserem Herankommen eilig
von den Beduinen in die Berge getrieben wurden. Diese
Araber vermieden möglichst mit uns in Berührung zu
kommen; immer zeigten sie sich bewaffnet, gewöhnlich
mit einer alten verrosteten Luntenflinte; selten besitzt ein
Araber mehr als einen Schufs Pulver, und öfters mangelt
auch dieser. Von der Ebene Scheme gehet ein Weg in
nordöstlicher Richtung ab, der in sechs Tagen nach J e rus
a l em führt.
, Ein dreizehnstündiger Marsch in ost-südöstlicher
Richtung brachte uns von Scheme nach dem Schlosse
Neghe le . Der Weg ging über lehmige Niederungen,
aus welchen sich schroffe Hügel von horizontalgeschichteten
Kreidefelsen erheben , die Kreide - Lager mit Feuerstein
Nieren durchsetzt. Die Bodenfläche ist von der
abschreckendsten Unfruchtbarkeit; Hornstein und Quarz-
gerölle mit scharfen Bruchkanten überdecken sie.
Das Schlofs Neg h e l e ist ein längliches Rechteck,
mit einer hohen Mauer und sechs Thürmen umgeben; es
hat nur einen Thorweg auf der Ostseite; er wird dur#h
zwei eisernen Kanonen vertheidiget, die in den zunächst
liegenden Eckthürmen aufgestellt sind. Hier unterhält
der Pascha von Egypten eine Besatzung von dreifsig
Mograbinern, unter den Befehlen eines Aga. In dem
Hofraum ist ein tiefer Brunnen, der immer reichlich mit
trinkbarem Wasser, versehen ist. Wenn die grofse Pil-
gerkaravane hier auf ihrem Wege nach Mekka lagert,
so treiben zwei Ochsen ein hydraulisches Rad, durch
welches drei ausgemauerte Cisternen, die sich an der
nordöstlichen Aufsenseite des Schlosses vorfinden, gefüllt
werden. Das Wasser nimmt in diesen Cisternen wegen
der grofsen IJnreinlichkeit einen bitterlichen Geschmack
an. Auch hier in Neghele hatte ich in der Nacht vom
24. April einen starken Regenschauer.
Bei Fortsetzung des Wegs am 25. April in theils
östlicher, theils südöstlicher Richtung zwischen den jäh
abschüssigen Kreidefelshügeln von Ma d a ln e , durch das
Thal R u a c k und E d g i b e 1, kamen wir nach neun Stunden
Marsch in die Ebene Ko rö f . Von Suez aus hatten
wir immer die Strafse der nach Mekka ziehenden
grofsen Pilgerkaravane verfolgt; fortwährend war die
Landschaft von trauriger Einförmigkeit; Kreidehügel wechselten
mit Geröllflächen. — Am 26. April frühe verliefsen
wir die Karavanenstrafse, welche direkt nach Osten zu
sich zieht, und wandten uns nach Südost. Nach drei
Stunden gelangten wir an eine Niederung, von horizontal
geschichteten Mergelhügeln umgeben, die treppenförmig
abgerissen sind. Diese Gegend heifst Wa d i Ta -
mat. An der Basis einer Einbeugung in diese Mergel