dern nie das Mindeste gehört habe. Auf jeden Fall ist
die Voraussetzung, dafs solches Unglück durch Sand-'
Überschüttung veranlafst sey, das denkbar Lächerlichste.
Der Camsin oder heftige Sturm von Südost pflegt in
Egypten gewöhnlich zwei bis drei Tage lang anhaltend
zu wehen, jedoch zu Nachtzeit mit weit weniger Gewaltsamkeit.
Er stellt sich nur in der Zwischenzeit von der
Hälfte des April bis Anfang Juni .ein, daher der arabische
Name, der so viel als fünf z ig, -das heifst: der
Wi n d der f ü n f z ig T a g e , bedeutet. Es wäre zu
wünschen, dafs wissenschaftliche Reisende, mit physikalischen
Instrumenten versehen, die electrische Eigenschaft
dieses Windes einer genauen Beobachtung unterwürfen;
aber man müfste sich zum Forschungspunkt nicht Cairo
oder andere bewohnte Oerter auswählen, wo die Luft-
Electricität sich bereits durch die Nähe der Baumgruppen,
der Häuser oder Thürme, verloren oder geschwächt hat.
In der Mitte der Wüste, fern von jedem fliefsenden oder
stehenden Wasser, an Orte, wo der Wind mit seiner
ganzen Kraft sich zeigt, mufs der Beobachter des Camsin
sich begehen, und gewifs werden dann seine Forschungen
zu anziehenden und wichtigen Ergebnissen
führen. *)
*) Ich selbsten hatte eine Gelegenheit, ein Jahr spater über
die Luftelectricität, welche heftige Stürme in Africa begleitet,
in Dongola Beobachtungen anzustellen; es war bei einem Sturm,
der in jener Provinz am 7- April 1823 wehete (siehe Oben pag. 73).
Das von mir zu diesen Untersuchungen benutzte Instrument War
das bekannte Voltaibche Strohhalmelecti’ometer, Avelches mir seiner
Zeit Herr Professor Configliacchi in Pavia zu einem solchen
Zweck verehrt hatte. Um zu verhindern, dafs die Staub- und
Sandtheile der Luft bei dem Anprallen an die Wände der Glas-
Glasflasche dieses Instruments eine eigene Eleptricität darauf erweckten,
stelLte ich dasselbe in eine grofse Glaslaterne, so dafs
durch die Obere Oeffnung des Deckels die Saugstange des Electrometers
ganz isolirt empor stieg. Auch war ich sehr besorgt,
diese Flasche nach den einzelnen Versuchen gehörig zu entladen,
und wiederholte'jede Beobachtung wenigstens dreimal.
Beim ersten Versuch, Morgens acht Uhr, während es sehr
heftig von Nord-Nordwest stürmte, und der Thermometer sechzehn
Grad Reaumur zeigte, war die Electricität der Luft in ihrem
Maximum; die Strohhalme berührten augenblicklich die Seitenwände
der Flasche, so oft man die Saugstange beiläufig acht Fufs
über die Bodenfläche erhob. Die Probierstange'zeigte; dafs die
Eiectricität negativ war. Um zehn Uhr, bei einem.wirbelnden
Orkan aus nämlicher Himmelsgegend und gleicher Lufttemperatur,
zeigte das Electrometer nur acht Grad, und zwar war dieselbe
positiv. Gegen zwölf Uhr hatte der Sturm etwas nachgelassen;
der Thermometer zeigte achtzehn Grad, die Strohhalme des Electrometers
nur vier Grad negativ. Später, bei nachlassendeni
Winde, verschwand die Luftelectricität gänzlich.