man, auf Kosten des Verstorbenen, Brod und Fleisch unter
sie aus. Es ist ein Schimpf für eine Familie, wenn
die Tochter sich weigert; bei diesen Todesfesten als Tänzerin
aufzutreten.
Bei einer Nag ade, der ich in der. Umgebung von
Ne u -Do n g o l a beiwohnte, traten aüch Männer als Tänzer
auf, jedoch abgesondert und abwechselnd mit den
Frauen. Diese Männer bemüheten sich, in der gezwungensten
Stellung langsam einher zu gehen; sie drückten das
Kinn dergestalt ein, und hielten den Kopf steif rückwärts,
dafs die angeschwollenen Halsmuskeln der Dicke des
Kopfes beinahe gleich kamen; dabei hielten sie in der
rechten Hand senkrecht vor sich ein blankes Schwert,
mit der linken machten sie die eckelhaftesten Zuckungen,
> und zugleich stampften sie den Boden im Takt mit einem
Fufs. Andere Männer waren mit Speeren bewaffnet, und
krochen in gebückter Stellung auf der Schaubühne einher,
während sie den Kopf so zurückgelehnt hatten, dafs
die Gesichtslinie horizontal lag. Alle diese grotesken
Stellungen wurden von den Umstehenden mit lautem Jubel
besungen und beklatscht.
Will man ein freudiges Ereignifs, wie etwa, eine
Hochzeit, durch ein Ballfest verherrlichen, so finden folgende
Gebräuche statt: Eine Stunde mach Sonnenuntergang
ruft der Kürbispaukenschall die Jugend der Nachbarschaft
zusammen; die Frauen und Mädchen erscheinen,
mit all ihrem Silberputz geschmückt; ein grofses Feuer
wird angezündet, und man reihet sich darum in weitem
Kreis. Die gewöhnliche Trommelmusik beginnt. Vier
Jünglinge treten in den Kreis ein, und mit taktmäfsigem
Händeklatschen und Fufsstampfen nähern sie sich einer
der Frauen; dies ist das Zeichen einer Aufförderung, und
die Erwählte tritt nun gleichfalls als Tänzerin in den
Kreis ein. Die vier Bursche springen alsdann mit wilder
Geberde um ihre Thalia herum, indem sie Avie Hunde
knurren, die sich um einen Knochen streiten.* Die Tänzerin
macht gleichfalls groteske Stellungen, und endet
.damit, dafs sie den vier Anbetern, als Zeichen ihrer
Gunst, ihr von Fett triefendes Haupthaar, jedem abwechselnd,
um den Nacken schlenkert. Die umstehenden Frauen
singen dabei ein harmonisches Liebeslied. Durch das
lange Stampfen mit den Füfsen wird gewöhnlich von dem
ausgetrockneten Erdboden ein solcher Staub aufgewühlt,
dafs man keine zehn Schritte weit sehen kann.
Auf der Insel Argo wohnte ich einem Tanzfest bei,
das man in der Absicht veranstaltet hatte, einen jungen
Mann von einer schleichenden Krankheit zu befreien.
Die Tänze selbst waren von denjenigen bei Gelegenheit
einer Hochzeit nicht verschieden, nur dafs sie bei Tagzeit
statt fanden, und dafs der zu kurirende Patient mit
schönen Kleidern geschmückt in der Mitte der Scene auf
einem Ankareb ruhete- Wer diesen Gebrauch eingeführt
hat, scheint Aufheiterung des Geistes bei dem durch
lange Leiden niedergeschlagenen Kranken beabsichtiget
zu haben; doch diesesmal war gewifs das Mittel fruchtlos,
denn die Krankheit war ein eingewurzeltes syphilitisches
Uebel.
Eine tägliche Lieblingsbelustigung der Dongolawi ist
die Musik der T amb u r a , einer Leier mit fünf Darmsaiten
und einem kleinen Resonanzböden (siehe deren
Abbildung und Beschreibung in Niebuhrs Reisen, Taf.
XXVI. Fig. H.); sie können stundenlang die nämlichen