¿er Luftelectricität- *). Gegen Ende April und im Mai
hatten wir Windstille, die mit heftigem Nordostwind
wechselte; im ersteren Falle drückende Hitze (28—31 o)
und öfters Nebelwolken. Anfangs JunPverdicken sich
gewöhnlich die Wolken zu einem Gewitter, durch frischen
Wind von Südwest züsammengejagt. Am 31. Mai
1823 hatten wir den Himmel in Ambukol fortwährend
bewölkt; wir bekamen den ganzen Tag die Sonne nicht
zu Gesicht, und doch stieg das Thermometer auf 37Va®
Reaumur. Diese schwüle Hitze verursachte das gröfste
Unbehagen; bald fing der Donner an zu rollen, und
dicke Regentropfen fielen gegen vier Uhr Nachmittags;
aber das Gewitter zog sich nach dem benachbarten Berge
Deka, wo sich die Wassermasse in dichten Schauer'er-
gofs. Dieser Berg und Gebel Barkal bei Meroe sind,
nach Aussage der Eingebornen, die stärksten Ableiter
der Gewitterschauer bei dem Beginnen der Regenzeit.
Ich selbst hatte ein heftiges Donnerwetter bei Gebel Barkal
am 21. Mai 1825. Sollte dieser physische Umstand
nicht die Veranlassung gewesen seyn, weshalb Gebel
Barkal so ganz besonders von den heidnischen Bewoh-'
nern zur Gottesverehrung erkoren wurde? Die Reaction
dieser Gewitter zeigt sich durch heftige Nordwestwinde.
Der Nil fängt in der Provinz Dongola in der Mitte
des Mai zu wachsen an. Im Juni hat man noch zeitig-
frische Nordwestwinde, welche die Atmosphäre rein er-'
halten, und die Hitze wenigstens im Schatten mildern;
aber während der Sommermonate ist Windstille vorherr-
*) Siehe (im Anhang) meine dem Herrn von Zach darüber
mitgetheilten Beobachtungen. ( Corresp. Astion, Vol. 9. p, 379.)
sehend, und der Himmel ist oft bewölkt. Die Temperatur
zur Tag- und Nachtzeit soll dann wenige Grade von
einander abweichen, gegen Mittag aber immer über 30°
sich erheben.
Je nach den Jahren ergiefsen sich die dicken Wolken
hin und wieder in mehr oder weniger häufigen Gewitterschauern,
die immer von heftigen Windstöfsen aus
verschiedenen Weltgegenden begleitet sind. Man kann
diese Regengüsse übrigens nicht einmal bis zum I8ten
Breitegrad regefinäfsig erwarten. Wie man mir ver- N
sicherte, so gab es im Jahr 1823 nur fünf Regenschauer
in Ambukol, und nicht viel mehr in dem folgenden Jahre.
Ende September und October pflegt schwacher Südwind
zu wehen, der, häufig den Horizont mit Nebel überzieht;
die Ursache davon findet sich in den Dünsten der ab-
trocknenden Wasserstellen der Wüstesteppen. Während
der Sommerjahrszeit entwickelt sich gewöhnlich in dem
Nilthal der Provinz Dongola ein sehr gefährliches epidemisches
Fieber; aus oft erprobter Erfahrung weifs man,
dafs fern von dem die Vegetation befördernden Erdstrich
in den sandigen Ebenen nichts mehr von dieser Seuche
zu fürchten ist. Die Krankheit bleibt sowohl für den
Ausländer als Eingebornen gleich gefährlich. Nach der
mir gegebenen Beschreibung ist es ein nicht intermitti-
rendes pernieiöses Fieber. Nachdem ein Paar Tage lang
der Kranke durch eine beklemmende trockene Hitze beängstigt
worden, entwickelt sich eine Entzündung des
Nervensystems, das in heftiges Delirium ausartet; am
achten oder neunten Tage erfolgt der Tod. Unterbleibt
die Nervenentzündung, so pflegt sich nach einiger Zeit
ein schleichendes Fieber einzustellen, von dem der Pa