Schendi soll nun wieder aufgebaut werden; man tersetzte
dahin die Schakie-Familien, die unter Melik Chaus
Anführung bei Ismail Pascha Kriegsdienste nahmen; man
hat ihnen diese Provinz als ein Lehn (?) überlassen, um sie
für, das nicht gehaltene Versprechen einer Soldzahlung zu
entschädigen. Aber der Besitz von Grundstücken ist- hier
zu Lande ganz werthlos, wenn nicht Steuerfreiheit damit
verbunden ist. lieber die zukünftige Regierung der ändern
Provinzen des Königreichs Sennaar ist gar nichts bestimmt.
Provisorisch saugt man das Land durch die unerhörtesten
Auflagen ganz aus; jeder türkische Statthalter raubt will-
kührlich, so lange etwas aufzutreiben ist, und die gänzliche
Erschöpfung des Landes wird bald die Türken zum
Rückzug zwingen. Unter den vielen ganz falsch berechneten
Plänen von Mehemet Ali Pascha gehört unter ändern
sein bereits zu einem Anfang von Ausführung gediehener
Entschlufs, für eigene Rechnung Baumwolle-
Spinnereien und Musselin-Fabriken in Sennaar anzulegen,
um die Hülfsquellen dieser Provinz emporzubringen. Eine
andere Idee hätte günstiger ausfallen können, nämlich
die Cultur des Indigo einzuführen, und die der Baumwolle
zu vermehren; doch' alle solche Institutionen geschehen
nicht in Berücksichtigung des Vortheils der Bebauer,
im Gegentheil werden sie nur, als ein Monopol
der Regierung, Werkzeuge, um die Sklaverei der Unter-
thanen zu vergröfsern, und indem letztere nie, auch nur
entfernt, den finanziellen Nutzen solcher Pflanzungen kennen
lernen, erscheinen sie in ihren Augen nur als gehässige
Neuerungen einer despotischen Willkührherrschaft. -
Alterthümliche Ruinen bei Kurgos und
Nachrichten über Mandera.
Es war in der That ein sehr glücklicher Zufall für
mich, dafs das Lager von Mehemet Beg so zu sagen gerade
gegenüber einer weitläufigen Gruppe von alterthüm-
lichen Monumenten aufgeschlagen war, welche sich etwas
nördlich von der Insel Kurgos auf dem Ost-Nilufer vorfinden.
Da ich über vier Monate in diesem Lager verweilen
mufste, so wird man wohl vermuthen, dafs ich
diese Monumente mit aller möglichen Mufse untersucht
habe; aber -eine solche Forschung war unter den damaligen
Umständen ganz unmöglich: denn das türkische
Lager befand sich auf c}em West-Nilufer, und auf die
entgegengesetzte, damals ganz unbewohnte Uferseite kamen
häufig feindliche Streifzüge. Niemand wollte sich
in kleiner Gesellschaft nach den am Wüstensaum liegenden
Ruinen wagen, und nur nach vielem Ansuchen
konnte ich auswirken, ' dafs mich einmal ein Geleit von
zwölf Reitern nach den so lange durch das Fernrohr be-
schaueten Trümmern brachte. Ich konnte nur drei Stunden
daselbst verweilen, und die Kürze dieses Aufenthalts
wird die Unvollständigkeit meiner Erzählung entschuldigen.