Westen mit dem Ufer parallel laufen soll. Abends ankerten
wir in zehn Faden Tiefe bei der kleinen Insel
B e r i d i , in einer grofsen Bucht, gebildet durch die Hügelzüge
des Vorgebirgs H e r b u b. ( Auf Valetitia's Karte
fehlt die Insel Beridi', und das Vorgebirg selbst führt
ihren Rainen.) Die Küste läuft von hier direkt von
Westennach Osten; obgleich das Ufer flach ist; scheint
. doch das. Meer frei von Korallenfelsen. Beridi liegt Von
dem Hafen Jambo beiläufig zwölf Stunden entfernt, wo
wir am 9. Abends bei guter Zeit einliefen. Durch eine
Koralleninsel ist derselbe gegen, jeden Wind geschützt;
das flache Ufer umher ist so abschüssig, dafs sich selbst
grofse Schiffe dicht unter die Mauer anlegen können,
aher leider fehlt hier Handelsconvenienz, um die Vortheile
des bequemen Landungsplatzes zu benutzen. Der
Hafen heifst eigentlich Sche rm J ambo, zum Unterschiede
von der anderthalb Tagemärsche nach Osten zu
liegenden Stadt J ambo el Nage l. Die Stadt gewährt
von der Seeseite in 'einiger Entfernung einen schönen
Anblick wegen mehrerer hohen Gebäude, von weifsen
Kalkkorallen erbauet; aber in der Nähe und innerhalb
der zerfallenen Mauern betrachtet, findet man in den
engen schmutzigen Strafsen gröfstehtheils verlassene halbzerstörte
Wohnungen, theilweise mit staubigen zerfetzten
Strohmatten überdeckt; beide Seiten aller Strafsen sind mit
elenden Krambuden und zierrathlosen Kaffeestuben besetzt.
Die Zahl der Einwohner schätze ich auf fünf Tausend;
es ist ein Gemisch von Arabern, Egyptiern, Syriern
und ändern Volksstämmen, die gröfstentheils nach
nnd nach im Zeitlauf der Jahrhunderte beim Heimweg
fler Pilgerkaravanen hier zurückblieben. Der ganze Verdienst
> der hiesigen Bewohner beschränkt sich auf den
Gewinn, d^n der Absatz der Lebensmittel an die fortwährend
durchziehenden Pilger abwirft,’,uhd hiermit trei-
benisie einen unbeschränkten Wucher, Alles ist bier
n o ch einmal so theuer, als in Djetta; der Krämer von
Jambo weifs zum Voraus, dafs .er dem Käufer Gesetze
yorschreibqn kann, weil diesen nur die ,gröfste Notli
zwingt, hier zu.Markte zu gehen. Jambo war der erste*
Ort, wo ich regelniäfsige Buden fand, in denen man
bios Trinkwasser verkauft;; da nämlich die Brunnen der
ganzen Umgegend so stark gesalzen sind, dafs das Wasser
so zu sagen für Menschen ungehiefsbar ist, so kom-;
men. wöchentlich ganze Karavanen mit liegenwassqr. be-;
laden von den Bergen bei der im Osten gelegenen Stadt
Jambo el Nagel, welches dann, nach Umständen der Con-
currenz der Käufer oder Verkäufer, zu sehr wiUkühr-
lichen Preisen verkauft wird. Im Jahr 1826, als ich
Jambo besuchte, war ganz Arabien von einer schrecklichen
Hungersnoth heimgesucht, indem nicht allein das
Land selbst durch zweijährige ungewöhnliche Trockenheitalle
Hülfsqucllen der Viehzucht eingebiifst hatte, son dern
auch durch das Verbot auf die Getreideausfuhr aus
Egypten der gewöhnlichen Zufuhr beraubt wurde. Die
armen Pilger mufsten am meisten dabei leiden, und alle
Strafsen waren mit hülflosen Bettlern angefüllt, die das
Gepräge des drohenden Hungertodes an ihrem Körper
trugen; Zwei wirklich verhungerte Menschen fand ich
eines Morgens auf der Strafse todt liegen. Es war'herzbrechend,
zu sehen, wie man von diesen unglücklichen
Pilgern umringt wurde, die um Almosen anfleheten, ifur
einmal ihren Durst zu stillen, und zwar nicht aus Ver