w ' ' l ™ t ^j*^/ -§s9§l ¡Im !
218
mr. 1 | jg g l
ins Land eingreifenden Meerbusen vorüber, der von niederen
Korallenkalkbänken gebildet ist und Ainune heifst;
er ist voller Untiefen und ganz unbrauchbar für die Schiftfahrt.
Da man auf dem Wege von hier bis Akaba auf
der Strafse der Pilger nicht mehr in die Nähe des Meerufers
kömmt, auch solches nicht einmal mehr zu Gesicht
bekömmt, so kam ich auf die Yermuthung, ob durch den
Bericht von diesem Meerbusen vielleicht die in Europa
.unter den Geographen verbreitete Sage entstanden sey,
dafs der Golf von Akaba oder Ailath in zwei Buchten
ende, um so mehr, als die zwischen beiden liegende
Landzunge unterhalb Magna wenigstens eben so südlich
als Ainune ausläuft.. In dieser Voraussetzung müfste der
Erzähler den leicht möglichen Irrthum gemacht haben,
in die Tiefe der östlichen Bucht die Stadt Ai l a th zu
versetzen, deren Ruinen sich zuverlässig bei Akaba vorfinden.
Zwei Stunden nord- nordwestlich von dem zuerst
berührten Uferpunkt, oder sieben Stunden von Deriam,
kömmt man an einen schönen Felsbach, der aus einer
Thalschlucht zwischen Granitfelswänden hervorstürzt. Die
Wassermasse fand ich in der heifsen Sommerzeit wenigstens
einen Fufs dick und zwei Fufs breit herabströmen;
wenn starker Regen im Winter in den östlichen Gebirgen
fällt, so mufs eine sehr starke Wassermasse hier ausmünden,
wie die vielen grofsen Felsgerölle und der hohe
Ufersaum des Strombettes bezeugen. Ungefähr vierhundert
Schritte von diesem Felsspalt versiegt der Bach im
sandigen Boden; er heifst Ainune; hier rastet die Pilger-
karavane am zwölften Marschtag der Abreise von Cairo.
Die Urgebirgskette zieht sich von hier an nach Osten zu
zurück, und der Weg gehet über eine Jiiigelige Gegend
von Sandsteinformation. Nach dreizehnstündigem Marsch (
in nord-nordwestlicher Richtung kamen wir in das fruchtbare,
von Sandsteinhügeln umgebene Thal von Beden,
wo sich am elften Marschtag die Pilgerkaravane ausruhet.
Dieses Thal mufs der Abflufs vieler bedeutender Urge-
birgsthäler im Osten seyn, denn ich war nicht wenig erstaunt,
hier am 11. Juli, obgleich seit mehreren Monaten
in der Umgegend kein Regen fiel, eine Wassermasse zu
finden, deren Spiegel an manchen Stellen einen Fufs tief
und fünfzig Schritte breit war. Das Ganze war mit
dickem Rohrgebüsch bewachsen, und längs den Ufern
wucherte vielerlei Gehölz und Dattelpalmen. Hier hausen
ziemlich viele Musaiti-Araber, die jedoch gegen
mich sehr unwirthlich waren, .so dafs sie meiner Gesellschaft
nicht einmal erlauben wollten, bei ihnen zu übernachten
Wie sehr mufste ich dieses bedauern, da mir
meine Augen das Gerücht bestätigten, dafs 'hier Trümmer
einer alterthümlichen Ansiedelung seyen. Da wo sich
das Wasser auf der Südseite des Thals in einer ziemlich
weiten Fläche in den Boden verliert, bemerkte ich viele
Schutthaufen und einige Säulenschafte. Alles, was ich
zu besichtigen erlangen konnte, waren die westlich von
den Ruinen gelegenen Katakomben, e l Bib a u (Plural
von Bab, das Thor) genannt; es sind in Sandstein ausgehauene
Zimmer, mit einem Phylon als Frontispitz der
geglätteten Aufsenseite der Felsmasse, dessen Verzierung
und ganze Architektur ziemlich identisch mit den IVIau-
soleen ist, welche mein Freund, Capitain Mangels, bei
Petra im Jahr 1818 abzeichnete. Keine Spur von Inschriften
ist vorhanden. Vor dem Frontispitz ist ein offener
Vorplatz ausgehauen mit Bänken 'längs den Fels