ganze Gebiet der Schakie. Jetzt ist der Landstrich von
Wadi Haifa bis Wadi Gammer von den Türken in eine
Provinz vereinigt, wovon der Befehlshaber in einem beim
Dorfe Akromar angelegten befestigten Schlosse residiut,
welchem man den Namen Dongola gegeben hat. Die nun
fast ganz verlassene ältere Stadt Dongola, welche 27 Stunden
südlicher auf dem Ost-Nilufer liegt, bezeichnete man
schon vor dem Einfall der Türken mit dem Namen Dongola
Agusa, d- h. Alt-Dongola. Die jetzige Herrschaft
der Türken kann nur als eine provisorische Militärbe-
setzung hetrachtet werden, die sich unmöglich Junge behaupten
kann, da die Einkünfte die mit der Verwaltung
verbundenen Kosten kaum decken.
Von jeher wurden südlich von Assuan die Steuern
nicht nach dem Eigenthum der Einwohner, sondern nach
der Zahl der Wasserräder berechnet und eingetheilt.
Selbst die Ausdehnung der Bodenfläche, welche von einer
jeden dieser Maschinen bewässert wurde, ward nicht berücksichtiget,
daher hatten die wohlhabenden Landleute,
welche „ eine nahmbare Anzahl von Rindvieh ankaufen
konnten, einen merklichen Vortheil über ihre ärmeren
Nachbarn, denn ihre Wasserräder, welche ununterbrochen
im Gange gehalten werden konnten, befruchteten
eine weit gröfsete Bodenfläche, als da, wo nur drei Paar
Ochsen sich täglich ablöfsten. Auch gab es in der Provinz
Mahas grofse Uferdistrikte, wo der felsige Boden
unter der dünnen Nilschlammdecke hinlängliche Zeit das
Wasser der UeberschwemUiung zurückhielt, um eine Flur
von Lupinen, Linsen, Gerste undTaback ohne besondere
Bewässerung zu ernähren; hei ändern Distrikten im
Suckoter Gebiet besetzten die Dattelbäume, welche steuerfrei
waren, und übrigens keine künstliche Bewässerung
nöthig hatten, den gröfsten Theil des Ufersaums. Die
Türken führten in neuerer Zeit ein anderes Steuersystem
in der Provinz Dongola ein. Man hat alles durch Schöpf-
räder bewässerte Terrain, so wie auch den durch seine
Lage ohne Kunst befruchteten Uferdistrikt ausgemessen;
von nun an wird nur ein gewisser Fläehenraum zur Benutzung
einem jeden Wasserrade eingeräumt. Die eigentliche
Ausdehnung dieses Flächenraums gelang mir nicht
auszumitteln. Da durch diese Mafsregel vieles Terrain
den Eigerithümern der Wasserräder abgesohnitten wurde,
so schlug man diese einzelnen Feldstücke zusammen, vertheilte
sie nach dem angenommenen Flächenmaafs, und
zwang die Bewohner, neue Wasserräder auf denselben
anzulegen. Man ging noch weiter: um die nöthigen Bebauer
für diese Ackerstücke aufzutreiben, verordnete
man, dafs in Zukunft nur vier erwachsene Mannspersonen
zu jedem Wasserrad gehören dürften; alle andere
wurden gewaltsam weggenommen und an die benöthigten
Posten vertheilt. Endlich wurde festgesetzt, dafs in den
Provinzen Suckot und Mahas überall, wo 200 Dattelbäume
stünden, der dazu benöthigte Landstrich, gleich als wenn
er von einem Wasserrad befruchtet würde, besteuert
: werden solle. Durch diese himmelschreiende Neuerungen
berechnet man, dafs die Zahl der Wasserräder beinahe
um ein Fünftheil vermehrt wurde; doch sind diese Mafs-
' regeln viel, zu gewaltsam, um sich behaupten zu können.
Man hat beinahe ganz vergessen, zu berücksichtigen, dafs
in den einzelnen Provinzen sehr grofse? Verschiedenheit
in der Fruchtbarkeit des Bodens statt finde; dafs es gar
viele Gegenden gibt, wo die anbaubare Ebene zu hoch