Die Einwohnerzahl des heutigen Obeid' schätze ich
auf fünf Tausend Seelen, wovon zwei Fünftheile auf El
Orta, ehen so viel auf Wadi Naghele, und der Rest auf
Wadi Safte kommen. Ich glaube kaum, dafs vor der Invasion
der Türken die Bewohnerzahl sich auf das Doppelte
belaufen hat. In jeder Familie von Wadi Naghele
befinden sich mehrere Sklaven und Sklavinnen, denen
jegliche Arbeit der Haushaltung obliegt; männliche erwachsene
Sklaven sind selten, da hier für sie wegen
Mangel von Gartenbau keine permanente Beschäftigung ist;
sie haben übrigens, wie in Bara, meist Ketten an den
Füfsen, und werden immer als unzuverlässige Personen
wenig beachtet. Die Weiber der Handelsleute sind durch-
gehends sehr schön, ihre Gesichtszüge ähneln mehr oder
weniger denjenigen ihrer Vorfahren, der Dongolawi; sie
bringen ihr ganzes Leben in vollkommenem Müfsiggang
zu, liegen gewöhnlich yn Schatten auf den Ruhebetten,
und haben daher eine beinahe hellgelbe Hautfarbe. Ihre
Sitten sind in hohem Grad verderbt; ihre Kleidung ist
wie diejenige der Nilbewohner; übrigens scheinen mir
ihre baumwollenen Zeuge hier nicht so viel durch Schmutz
und Fett gebräunt. Die Sandalen sind zierlich mit gefärbtem
Leder verarbeitet; sie tragen aufser den Gold-,
Silber-, Bernstein- und Glasperlen-Zierrathen an den
Händen Ringe von Ebenholz und Elfenbein. Die Männer
scheeren sich die Köpfe und tragen weifse Käppchen und
Ganz unkundig mit der Art, wie diese Waare behandelt werden
mufs, läfst man gewöhnlich die Infekten diese Federnvorräthe
zerstören, und solches scheint den,Vorgesetzten um so willkommener,
weil es'ihre heimlichen Diebstähle der schönsten weifsen
Federn bemäntelt.
grofse Hemden mit sehr weiten Aermeln. Da jeder Bewohner
von Wadi Naghele Handelsmann ist, so findet
man auch hier jene egoistische Gastfreiheit, welche diese
Kaste, wenn sie daraus Nutzen zu ziehen hofft, in ändern,
afrioanischen Ländern sich zur Pflicht macht. Mein
Aufenthalt war zu kurz, um über die Grundzüge des
Nationalcharakters eigene Erfahrungen zu machen. Ich
glaube schwerlich, dafs‘er, wenn sich selbst überlassen,
von demjenigen der Dongolawi verschieden seyn wird.
Aus eigener Erfahrung weifs ich, dafs man in Obeid
sehr gegen Diebereien auf seiner Hut seyn mufs, die
man den Arabern zur Last legt.
Man verfertiget hier zierliche Körbe und Schüsseln
von gefärbten Halmen der Palma Thebaica; sie sind
so dicht geflochten, dafs sie keine Flüssigkeit durch-
lassen. Sonst wüfste ich ich über die Hausgeräth-
schaften und Sitten der hiesigen Bewohner nichts Besonderes
zu bemerken, indem alles mit dem ihrer \ 01-
fahren am Nil identisch ist. In Obeid bedient man sich
bei kleinen Auslagen einer eigenthiimlichen Münze; es
sind kleine, drei Zoll grofse Stücke Eisen in Gestalt von
; ¿ie vorige und jetzige Regierung setzte solche in
Circulation. Man nennt diese Eisenstücke Ha s c h a s c h ,
und ehemals verwechselte man hundert fünfzig derselben
für einey spanischen Thaler; jetzt erhält nian für denselben
Werth zweihundert fünfzig Stück. Bei gröfseren
Käufen war die courante Zahlwährung ehemals ein gewisses
Durra-Maas oder im Lande selbst verfe'rtigte sehr
geringe Baumwollenzeuge, wovon man drei Stücke für
einen Speciesthaler erkaufte. Friiherhin circulirten bei
den Kaufleuten nur eine gewisse Art von Thalern, näm