nen speciellen wissenschaftlichen Zweck; Menschen- und
Weltkenntnifs mir zu sammeln war mein Wunsch, und
in dieser Absicht durchreiste ich damals Egypten bis an
die Katarakten von Syene und das peträische Arabien bis
an den Sinai. Man konnte damals schon diese früherhin
so unwirthbaren Provinzen mit der gröfsten Sicherheit
besuchen; die' energische Regierung Mehemet Ali Pascha’s
war consolidirt und gewährte dem mit wissenschaftlichen
Zwecken oder auch nur aus allgemeiner Wifsbegierde
reisenden Europäer jede erwünschte Begünstigung. Ich
erkannte bald aus eigener Erfahrung, wie diese politische
Ruhe einem Naturforscher, der, mit den gehörigen Kenntnissen
ausgerüstet und mit den nöthigen finanziellen Mitteln
versehen, seinen Unternehmungen eine geraume Zeit
widmen könne, gerade jetzt die besten Aussichten auf
Erfolg eröffne. *) Die Freiheit meiner Verhältnisse brachte
mich aus eignem Antrieb auf den Gedanken, dafs auch
ich hier etwas zu leisten im Staude sey, wodurch ich
mich meinen Mitbürgern nützlich machen könnte. Es
bildete sich in mir die Idee, eine lange Reise im nordöstlichen
Africa zu unternehmen, und um mich hierzu
gehörig vorzubereiteu, kam ich im Jahr 1818 nach Europa
zurück. Mein Weg nach der Vaterstadt führte mich durch
Genua, wo ich das Glück hatte, Herrn Barön von Zach
persönlich kennen zu lernen; ich theilte ihm meine Zukunftspläne
mit, und wurde nicht allein von ihm aufge-
muntert, sondern der unvergleichliche Mann bot nfir auch
*) In einem von mir an Professor Pictet in Genf 1818 geschriebenen
Brief, den er in .der „Bibliothèque universelle" inserirte,
machte ich namentlich hierauf aufmerksam.'
an, mich in den einem Reisenden nützlichen praktischen
astronomischen Kenntnissen zu unterrichten, wozu ich
einige Zeit in seiner Nähe verweilen müsse. Dieser Umstand,
und zunächst die Ueberzeuguüg, dafs der Aufenthalt
in mittäglichen Provinzen meiner Gesundheit am zuträglichsten
sey, waren die Ursachen, dafs ich mir die
Universität Pavia auswälxlte, mehrere mit der Naturgeschichte
verwandte Wissenschaften zu cultiviren.
Ich bedurfte einiger Jahre, um mir die zu meinen
Reiseplänen nöthig erachteten Kenntnisse zu erwerben
und mir alles dazu gehörige Material zu verschaffen; eine
grose Schwierigkeit verursachte unter ändern der Ankauf
gut gearbeiteter astronomischer Reise-Instrumente.
Trotz dem, dafs ich deshalb keine Kosten scheuete, fielen
doch mehrere Instrumente keineswegs befriedigend aus,
und einige hatten selbst Radicalfehler. Eine gefährliche
Nervenkrankheit, die mich beinahe ein ganzes Jahr nicht
verliefs, verrückte die Ausführung meiner Absichten. Ein
Freundschaftsbündnifs entspann sich unterdessen zwischen
mir und den Vorstehern der Senkenbergischen naturforschenden
Gesellschaft zu Frankfurt. Der Zweck dieser
Gesellschaft war so ganz mit meinen Ideen im Einklang,
dafs ich eifrigst wünschte, zum Aufblühen derselben nach
meinen Kräften thätig mitzuwirken. Viele natttrhistori-
sche Seltenheiten, die ich besafs oder mir verschaffen
i konnte, überschickte ich als Geschenk, versprechend,
auf meinen zukünftigen Reisen damit fortzufahren. Diese
neuen Verhältnisse erweckten in mir die Idee, von Frankfurt
selbsten einen jungen Mann kommen zu lassen, der
mich auf meinen Reisen begleiten sollte, nachdem er zuvor
in dem Materiellen der naturhistörischen Präparate
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