Wüstenrands, in der höhern Region gegen den Eiufluss der Ueber-
schwemmung geschützt, und die Jahrtausenden trotzenden pyra-
midalischen ■ Gebäude verrathen dem Wanderer . schon aus der
Ferne, dass hier die Nachbarschaft der Ruhestätte einst mächtiger
Könige sei.
Die Vorliegende Ansicht ist von Osten her aufgenommen,
und zeigt zwei der Hauptgruppen pyramidalischer Mausoleen,
nämlich die nordöstliche und südliche. Sie liegen am terrassenförmigen
Abhang eines Sandsteinfelsplateaus, bei siebenzig Fuss
über die Ebene des Nilthals erhaben. Zwischen beiden Pyramidengruppen
geht von der Hochebene ein sanft geneigtes Thal.
Der nordöstliche Sammelplatz der Pyramiden ist der zahlreichste:
ein und zwanzig stehen hier mehr oder weniger gut erhalten in
unregelmässiger Zusammenstellung uhd verschiedenartigem Baustyl.
Bald sind sie mehr, bald wehiger zugespitzt., die Spitze
selbst, wie es scheint, immer abgestutzt. Die Seiten der Pyramiden
bestehen aus sich treppenförmig verkürzenden Sandsteinen,
die Kanten aber werden meist durch eine geglättete Fläche gebildet.
Der Kern dieser Gebäude scheint durchgehends massiv
zu seyn, aber auf der Ostseite hat jede einen mehr oder weniger
ausgedehnten Anbau, der eine verschliessbare bedeckte Halle
bildet, die zuweilen noch einen tempelförmigen Vorhof hat: Die
inneren Wände dieser Hallen sind mit geschmackvoller Bildhauerarbeit
in egyptischem Style verziert, und selbst die Aussenseite'
der Vorhalle der sechsten Pyramide, yon Süden gezählt, zeigt
seltsam gearbeitete Basreliefs. Um den Masstab für die Grösse
dieser Monumente auszumitteln, bemerke ich, dass das in der
Mitte der ganzen Landschaft isolirt stehende thurmförmige Grab
in VerticalhÖhe drei und Zwanzig fr. Fuss misst: solches zeichnet
sich von allen übrigen Mausoleen durch eine sockelförmige Basis aus.
Von den neun Pyramiden der Südost-Gruppe sind hier auf
der linken Seite der Ansicht nur vier Stück abgebildet ; sie haben
gleichfalls alle Vorhallen auf der Südseite angebaut,, deren innere
Wände mit Basreliefs verziert sind, welche das Eigenthümliche
haben, dass sie Apotheosen weiblicher Personen vorstellen. —
Der Hintergrund der Landschaft schliesst sich durch einen Hügel-
zug, welcher auf dem westlichen Nilufer gelegen ist: Die Menschengruppen
im Vordergründe sind Bewohner der Provinz Schendi
in ihrer Nationalkleidung und Waffen.
Tafel VI.
Ansicht des Schlosses und Meerbusens Akaba.
(Zu Seite 248.)
Der Gesichtspunkt zu dieser Landschaft ist nordöstlich von
dem Schlosse gewählt; den Vordergrund bilden Erhöhungen'von
Sand mit Urfelsgeröllen, dann kömmt ein breiter Streifen von
dichtem Dattelgebüsch, Tattgs dem Seeufer hinziehend, unter welchem
\die niedern Erdhütten der Hamaran Araber versteckt liegen. '
Eine Mäuereinzäunung, für Kameele. dienend, kömmt auf der
rechten Seite dieser Landschaft zu Gesicht, und einige Hütten
der Araber erblickt man unfern des Schlosses, dessen nördliche
Façade sich zeigte Hier ist der gewölbte Thorweg zwischen zwei vorspringenden
ungleich zugerundeten Basteien, und oberhalb demselben
ein käfigartiger Ueberhang. Die achtseitigén Thürme,
welche auf den vier Ecken des im Quadrat gebauten Schlosses
stehen, sind in der Höhe mit Schiesslöchern für Kanonen versehen ;
dickes Palmengebüsoh lehnt sich im Hintergründe an die Festung
an , so dass man von der Seeseite gar nichts von dem Gebäude
sieht. Die östlich liegenden Hügelzüge sind röthliche Granitmassen,
die sich beiläufig sieben hundert Fuss erheben; sie sind
wild zerrissenvegetationslos, und bilden eine Landzunge, unterhalb
welcher die etwa je hierher kommenden Schiffe , ankern
können. Uebrigens ist der Grund dieser Bucht mit vegetirenden
Ko’rallen bewachsen.
Die Gebirgszüge welche man rechter Hand auf der Landschaft
erblickt, bilden die Westküste des Golfs von Akaba; die
drei vordersten sind syenitartige Felsmassen, mit wild ausgezacktem
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