mig. Drei Stunden nördlich von Saraue hat man das
wilde Gebüsch ausgerottet und alles mit Doghen ange-
bauet; die einzelnen Stengel dieser Getreideart sind
fiinfthalb Fufs von einander gesäet; an einigen Niederungen
wächst eine Art Wassermelonen.
Die Berggruppe, auf welcher das Dorf Saraue liegt,
heifst gewöhnlich Gebel Atg i a n , d. h. der Berg des
Durstes, Benennung, die entstanden ist, weil bald nach
der Regenzeit das Brunnenwasser allhier gänzlich mangelt,
und die Einwohner daher genöthigt sind, ihren
sämmtlichen Wasserbedarf von dem sechs Stunden entfernten
Brunnen von Ketschmar zu holen; nichts desto
weniger ist Saraue stark bevölkert. Das Dorf enthält
bei dreihundert Hütten, wovon ein grofser Theil blos
aus Stroh und Matten erbauet ist; noch - einige andere
Punkte in der Berggruppe sind bewohnt, deren Sjiecial-
Namen mir unbekannt sind. Die Felsmasse bestehet aus
unregelmäfsigen Blöcken feinkörnigen hellgrauen Granits,
der wenig schwarzen Glimmer enthält. Die Menschen-
race, ihre Sprache und Gebräuche, sind wie in Haraza,
jedoch fand ich die Negerprofile vorwaltend; auch hier
bedient sich alles, aufser der Landessprache, des Arabischen,
und alles huldigt, ich möchte sagen, mit Affecta-
tion dem Islamismus. Ihre einzige Beschäftigung ist
Ackerbau und Viehzucht; die Weideplätze der Umgebung
schienen mir vorzüglich schön zu seyn. Die Felshügel
sind theilweise mit Strauchwerk bewachsen, so wie dieses
überhaupt bei den meisten von hier südlich liegenden
Bergen der Fall ist. Bei den Häuptlingen, die
alle Fakirs sind, bemerkte ich einen sonderbaren Kopfputz,
den ich mit nichts besser zu vergleichen weife,
als mit den sogenannten Narrenkappen, die einstens
die Possenreifser an den europäischen Höfen trugen;
sie sind von bunt gesticktem baumwollenem Zeuge gefertigt,
oben zugespitzt, und haben durch die Zusammendrückung
des umgebogenen Randes auf jeder Seite
eine scharf hervorstechende Spitze, die nach oben zu
convergirt.
Ke t s c hma r ist ein sumpfiger Teich, dessen Wasser
bitterlich faul schmeckt; um die Ufer her sind jedoch
viele Brunnengruben, wovon mehrere leidlich trinkbares
Wasser enthalten; an dem Ostufer des Teiches sind
niedere Hügel, die mir aus Thonmergel zu bestehen
schienen; ich bemerke übrigens, dafs ich das Gebilde
nicht in der Nähe untersucht habe, und mich daher irren
kann. Eine üppige Vegetation ist längs des Westufers
des Teiches und in der nach Süden zu laufenden Niederung.
Sonst waren hier in der Umgebung immer Lager
von B e n i - 'G e r a r - Ar a b e r , welche diese Gegend unsicher
machten; sie sind jetzo zu den südlich von Obeid
lebenden Bakara gezogen. Südlich von Ketschmar fängt
eine Dornbaumart häufig zu wachsen an, aus welcher
gegen Anfang der Regenzeit der sogenannte Arabische
Gummi auszuschwitzen pflegt; auch viele andere Baumarten
fielen mir auf, die ich nördlich nie wahrgenommen
hatte; alles w;ar jedoch zur Zeit meiner Durchreise (Januar
und März) blätter- und bliithenlos. Auf dem Teiche
waren zahlreiche Schwärme von Wasservögeln, von denen
ich jedoch auch nicht einen erlegen konnte; alle
Landvögel schienen verschwunden, mit Ausnahme zahlreicher
Schaaren von Perlhühnern.
Zwei und eine Viertelstunde' südlich von Ketschmar
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