Ende fahren sie nach der herbeieilenden grofsen Barke,
auf welcher sich ihre Gehülfen befinden. Jetzt zieht man
mit dem Strick das Thier an; der durch den Widerhaken
verursachte Schmerz reizt seine Wuth, und kaum hat es
die Barke erblickt, so dringt es auf sie los, fafst das
Fahrzeug mit den Zähnen, und zuweilen gelingt es ihm,
solches zu zertrümmern oder umzuschlagen. Die Jäger
bleiben unterdessen nicht miifsig; vier bis sechs andere
Harpunen werfen sie ihm ein, und mit der Anstrengung
aller Kraft nöthigen sie durch die Seile derselben das
Thier, sich dicht an die Barke anzulehnen, um so einen
Theil seiner Stärke zu lähmen. Mit einem scharfen langen
Eisen sucht man dann das Ligamentum jugi zu spalten,
oder den Schädel einzustofsen, und so tödten die
Eingeborenen das Thier. Da die Fleischmasse eines ausgewachsenen
Hippopotamus zu grofs ist, um ohne eine
nahmhafte Zahl Menschen aus dem Wasser geschafft zu
werden, so zerhacken sie gewöhnlich das getödtete Thier
im Wasser und ziehen die einzelnen Stücke auf das Land.
Man tödtet gew'öhnlich in der ganzen türkischen Provinz
Dongola nur 1 bis 2 Hippopotami jährlich (in den Jahren
1821 bis 1823 einschliefslich wurden deren 9 Stück
erlegt, wovon 4 durch unsere Hände). Das Fleisch des
jungen Thieres ist sehr schmackhaft; ausgewachsene Individuen
pflegen sehr fett zu seyn, und ihre Fleischmasse
schätzt man gleich 4 bis 5 Stück Ochsen. Die Haut
wird einzig und allein zu vortrefflichen Peitschen (Kur-
batsch) verarbeitet; eine Haut gibt von,350 bis 500 solcher
Peitschen; die Zähne werden nicht benutzt.
Einer der von uns erlegten Hippopotami, ein ganz
altes Männchen, schien seine gröfste Körperdimension erreicht
zu haben. Es mafs von der Schnautze bis an das
Schwanzende 13 */* franz. Fufs, und seine Eckzähne von
der Wurzel bis zur Spitze, längs der äufsern Krümmung
26 fr. Zoll. Uin es zu erlegen, kämpften wir mit ihm
vier Stunden lang, und zwar des Nachts; wenig fehlte,
dafs die Bestie unsere grofse Barke und mit ihr vielleicht
uns alle vernichtet hätte. Als das angeworfene Thier die
Jäger in dem kleinen Kahn erblickte, welche den langen
Strick an das Holzklotz der Harpune anbinden sollten,
schleuderte es sich mit einem Satz auf dieselben, rifs den
Kahn mit sich unter das Wasser und zerschmetterte ihn;
die beiden Jäger entkamen mit Noth dieser grofsen Gefahr.
Von den 25 Flintenkugeln, in einer Entfernung
von etwa 5 Fufs auf den Kopf des Unthiers geschossen,
hatte nur eine die Haut und den Knochen bei der Nase
durchbohrt; bei jeglichem Schnauben spritzte nun das
Thier reichliche Blutströme auf die Barke; alle ändern
Kugeln waren in der Dicke der Haut stecken geblieben.
Wir bedienten uns endlich eines Standrohrs, dessen Ge- ■
brauch in so kleiner Entfernung wir, überflüssig glaubten;
aber nur nachdem fünf seiner Kugeln,1 in einer Entfernung
von wenig Fufs gefeuert, die schrecklichste Ver-
Avüstung in dem Kopf und Körper des Thiers angerichtet
hatte, gab der Kolofs seinen Geist auf. Die Dunkelheit
der Nacht vermehrte das Schauerliche des Zweikampfs;
dieser riesenmäfsige Hippopotamus schleifte nach Belieben
unsere grofse Barke in jeder Richtung des Stroms, und
in einem sehr glücklichen Augenblick für uns unterlag
das Thier, indem es eben das Fahrzeug in,ein Labirinth
von Klippen geschleift hatte, die um so gefährlicher werden
konnten, da wegen der grofsen Verwirrung, worin