sten durch senkrechte Felsmassen ausgefüllt, dafs der
Mond nur, ganz kurze Zeit sichtbar War, und nie gleichzeitig
mit Sonne oder Planeten. Eine günstige Sternbedeckung
abzuwarten, war aber zu kostspielig, da ich
vierzehn Kameele und eben so viele Menschen zu ernähren
hatte. Als ich meinen Vorsatz aufgab, die astronomischen
Beobachtungen zur Ortsbestimmung des Klosters
zu machen, ahnete ich nicht, wie ich vier Jahre später
so glücklich seyn würde, meinen Wunsch auf das Vollständigste
zu befriedigen.
Meine kurze Anwesenheit im Jahr 1822 gab übrigens.
zu einem unerwarteten Auftritt Veranlassung. Die
frommen Klosterbrüder empfingen uns mit einem Steinhagel,
und nur nachdem ich versichert hatte , dafs mein
Besuch blosi beabsichtige, eine mildthätige Gabe darzubringen,
w ard mir der Zutritt in die heiligen Mauern gestattet.
Was übrigens die Merkwürdigkeiten und Wunder
anbelängt, die mir gezeigt und erzählt wurden, so
ist darüber bereits von so manchem ändern Reisenden
auf das i Ausführlichste berichtet worden, dafs es eine
zwecklose Wiederholung seyn würde, wollte ich auch
mich auf deren Beschreibung einlassen. Ich erlaube mir
aber einige Bemerkungen über die dermalige ungesicherte
Existenz dieser Priester-Colonie, in so weit ihr finanzieller,
Zustand in Betracht kommt. Ihre Einkünfte bestehen
beinahe einzig in bei ihren Glaubensgenossen in
Egypten, Syrien und Griechenland zusammengebettelten
Gaben; zu dem Ende pflegen immer einige Klosterbrüder
in diesen Ländern herumzureisen., um Geld, Kleidungsstücke,
Wein und dergleichen einzusammeln. Die neueren
kriegerischen Ereignisse, welche einen grofsen Theil
ihrer Glaubensgenossen im türkischen Reiche in grofses
E l e n d versetzten, und die ununterbrochenen Bedrückungen,
durch die alle Bewohner Egyptens verarmt sind,
entzogen ihnen beinahe gänzlich diese Einkünfte. Zum
Uebermaafse des Unglücks wurde ihnen unlängst durch
griechische Piraten eine Summe Geldes geraubt, die
einer der Klosterbrüder auf zweijähriger Reise im Archi-
pelagus mühevoll gesammelt hatte. Da nun aber das Kloster
gewisse Geldzahlungsvetbindlichkeiten gegen die Ge-
bellie-Araber hat, und. allen Bewohnern des peträischen
Arabiens noch besonders jährlich Lebensmittel verabfolgen
mufs, wogegen theils die Gartenarbeit, theils der
Transport der Victuälien besorgt und beschützt wird, so
würden sich die Pfaffen in der traurigsten Lage befinden,
wenn sie einmal diesen Obliegenheiten nicht mehr entsprechen
könnten, um so mehr, da die Araber schwer-
lieh Vernunftgründen Gehör geben würden. Uebrigens
schien es mir, als wenn die Klosterbewohner Selbsten
ihren Aufenthalt als eine Art Exil betrachteten, und daher
ihn willig verlassen würden, wenn sich annehmliche
Gründe dafür zeigten. So hängt also die Erhaltung oder
Auflösung dieser hierarchischen Colonie von der Selbstständigkeit
ab , die sich die griechische Nation erkämpft.
Wird das Menschengeschlecht etwas- bei der Auflösung
verlieren? Ich bezweifle es; denrt als ich das Kloster
St. Katharina besuchte, war die Hauptbeschäftigung seiner
Bewohner, Branntwein aus Datteln zu destilliren,
und solchen im Uebermaafse selbst zu verbrauchen i
Bei meinem Besuch im Jahr 1826 verweilte ich acht
Tage im Kloster, vorzüglich um astronomische Beobachtungen
zu machen, worin ich auch sehr glücklich
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