Gang kaum vier Secunden, und da ich bei Sternbedelo
kungen möglichst durch correspondirende Höhen immer
den Mittag und Mitternacht der Uhr regulirte, so war
auch diese kleine Abweichung nicht von grofsem Einflufs.
Die Sternbedeckungen beobachtete ich mit einem
akromatischen F e r n r o h r , von Frauenhofer in München
verfertiget; es hatte sechs und dreifsig Linien Oeffnung,
und konnte in zwei Hälften geschraubt werden, zur Bequemlichkeit
des Transports. Die stärkste Vergröfserung
war zweihundert achtzig Mal. Herr Grindel in Mailand
hatte mir dazu ein parallactisches Stativ verfertiget, das
mit wenig Mühe in ein Paar ^Minuten ganz auseinander
gelegt werden konnte; das Ganze verpackte sich in eine
kleine Kiste. Von wesentlichem Nutzen war mir dieses
Stativ, denn ich bedurfte nur ungefähr das Instrument
horizontal gestellt in die Lage der Weltaxe zu bringen,
und den der Mondbahn östlich gelegenen Himmel zu durchgehen,
um mit ziemlicher Gewifsheit vorauszusehen, ob
und wann ich in der Nacht eine Sternbedeckung zu hoffen
hatte. So ward es mir möglich, im Zeitlauf meiner
Reisen die Bedeckung von neun und siebenzig Sternen
zu beobachten, obgleich ich oft Jahre lang diese Beschäftigung
unterlassen mufste, weil ich das Fernrohr nicht
mit mir führte, wie auf der ersten Reise nach Dongola,
und auf derjenigen von Schendi und Kordofan.
Den täglichen Gang der Uhr berichtigte ich immer
durch eine Reihe von correspondirenden Sonnenhöhen.
Vor dem Beginnen der Beobachtung regulirte ich jedesmal
den Parallelisihus der beiden Spiegel, der sich durch
den Einflufs der ungeheueren Sonnenhitze veränderte.
Vormittags war der beobachtete Augenblick derjenige, wo
die Randsäume der überdeckten Sonnenbilder beim Ausein-
atidergehen sich berührten, und Nachmittags war der entgegengesetzte
Fall. Ich nahm möglichst imfner das Mittel
aus acht bis zehn correspondirenden Höhen, um ja .
einer Verspätung vorzubeugen, und beinahe jedesmal beobachtete
ich aus Vorsicht die Collimation, um auch
selbst einzelne Serien zu benutzen, wenn ich an correspondirenden
Beobachtungen verhindert wurde.
Bei Circummeridianhöhen der Sonne beobachtete ich
immer den untern Sonnenrand, bei Planeten aber das
Centrum.
An sonstigen astronomischen Instrumenten führte ich
mit mir zwei Az imutha i -Co mpasse, von Schmalkalder
in London uud Oehri in Zürich verfertiget; letzterer war
mir bald ganz unbrauchbar, weil die Gradeintheilung auf
Papier gefertiget war, welches sich bei der grofsen Hitze
krümmte. Am Schmalkalderischeñ Compás aber schwächte
sich nach und nach die magnetische Kraft, wie sich dieses
besonders bei meinen Declinations-Beobachtungen im
Kordofan zeigte, die gar nicht zu gebrauchen sind. Ich
mufste am rothen Meere sehr oft die nämliche Winkelmessung
wiederholen, um zu Resultaten zu kommen, die
von dem Fehler der magnetischen Trägheit frei waren. —
Die Glasröhre eines vortrefflichen Barometers, von dem
Optiker der Sternwarte in Mailand verfertiget, ward gleich
am ersten Tage meiner Ankunft in Alexandrien zerbrochen;
ich hatte mehrere Reserve - Röhren und gereinigten
Merkur mit mir, und erlernte in Europa das Auskochen
und Einsetzen derselben, wollte aber. nicht eher das Instrument
herrichten, bis ich damit nützliche Messungen
auf der Sennaar - Terrasse oder im Kordofan anzustellen