Bogen durchlaufen, ehe es zu ihr gelangt: Endlich
brauchen die Lungen nicht eine so volle Blutwelle
durch die Systole der Kammer zu erhalten, da
sie bey der Kürze ihrer Arterien, und bey der
unmittelbaren Angränzung an das Herz, von diesem
schon bedeutend erschüttert werden, und es
kann daher unbeschadet dieses Einflusses auch
während der Diastole mehr Blut in die Lungenarterie
abgehn, als in die Aorta.
3 *
Diefs führt uns aber zu der Frage, wie weit
die Klappe überhaupt sich öffnet und" den Wan-
düngen der Kammer sich nähert ? Der BlutstronJ,
als die eröffnende mechanische Kraft, wird, wenn
er nur von gewöhnlicher Stärke ist, die Klappe
unstreitig so weit auseinander treiben, als es deren
mechanisches Verhältnifs gestartet. Jene Frage
löset sich also in folgende zwei Fragen auf: ist
der Querdürchmesser der Klappe so grofs, dafs
sie mit ihrer ganzen äufsern Fläche sich an die
ihr gegenüber liegende Wandung der Kammer
anlegen kann? und gestatten die Zizzenmuskeln,
an welche sie vermittelst der Flechsenfäden unten
angeheftet isp, ein solches Anlegen?
Wenn man die Kammer mit ihrer Klappe
durch einen Längensghnitt in zwei Hälften spaltet,
ao sieht man deutlich, dafs die Klappe in ihrem
Umfange der ihr zugewendeten Kammerwand entspricht.
Oder Wenn man die Kajnmer mit den
Zizzenmuskeln gerade unter dem untern, freien
Rande der Klappe quer durchschneidet, und nun
durch Einbringung der Finger vom Venensacke
aus die Klappe nach allen Seiten auseinander legt,
so sieht man ebenfalls, dafs sie sich an die Wände
dicht anlegen kann.
Allein die Flechsen faden, welche von den
Zizzenmuskeln aufsteigen, findet man meistente
ils ziemlich angespannt, und dadurch die Segel
der Klappe ihrer Axe genähert und von den
Wandungen abgezogen. Auch sieht man gemeiniglich
bey Oeffnung eines von, den Venen aus
mit Wachs eingesprüzten Herzens, dafs die Zizzenmuskeln
der Ausdehnung der Klappe durch
das eingesprüzte Wachs Widerstand geleistet und
ihre Anlegung an die Wände gehindert haben.
Wenn ich namentlich bey einem kurz' vorher
getödteten Thiere nur so lange durch die Venen
einsprüzte, bis*ich einen nierkhchen \Viderstand
fühlte, so faüd ich nachher, dafs das Wachs zwar
deu ganzen Venensack äusfüllte, aber durch die
Klappe, auf welcher es änflag, verhindert worden
War, in die Kammer zu dringen. Fuhr ich- hingegen,
jenen Widerstand Überwindend, mit der
Emsprüzzung fort, so Sah ich bey Eröffnung des
Herzens, dafs das Wachs die Klappe nicht an die
Wände gedrückt, Sondern zwischen ihrer trichterförmigen
Oeffnung sich hindurch gedrängt, unc|
von da in die Kammer, von hier aus aber auch
in die Arterie sich verbreitet hatte. Aus diesen
Wahrnehmungen könnte man also folgern, dafs
die Klappe auch während der Diastole durch di©