aber Helene war Um Vieles lebhafter und geistreicher
als Judith, welche nach dem apoplekti-
'sciien Anfalle an Körper wie an Geist schwach
blieb« Sie liebten einander sehr, namentlich
sorgte Helene zärtlich für die kränkliche Schwester
« Indefs entstanden doch auch Uneinigkeiten,
wobei zuweilen die Eine, in4em sie sich zu diesem
Zwecke blofs zu bücken brauchte, die
Schwester von der Erde aufhob und mit ihr fort
lief, wohin sie wollte; und ungeachtet sie im
Ganzen sehr sanft waren und einander viel küfsten,
eo kam es doch auch bisweilen zu Schlägen
«
o) Die einander abnorm genäherten Organe
vereinen sich so, dafs sie entweder blofs durch
Queräste anastomosiren, ( z. B. Gefäfsstämme,
Därme); oder an ihren Oberflächen verwachsen
und sieh so aneinander heften, dafs sie eigentlich
zwey Organe in einer Masse darstellen (z.B.
Lebern, Herzen); oder sie treten in ein einziges
Organ zusammen, welches noch Duplicität der
Tbeile zeigt und deshalb monströs ist (z. B. ein
vierkammeriges Herz, ein Augapfel mit 2 Pupillen);
oder sie geben ein Organ, welches nur
durca seinen gröfsern Umfang von einem normalen
sich unterscheidet (z. B. Magen, Darm,
Rückenmark); oder endlich sie bilden ein einziges
verkrüppeltes Organ (z . B, Augen, Ohren,
/ Oiiedmaafsen). Die Qualität ist hier, wie überall,
die Hauptsache, und das Quantitative ist untergeordnet:
der Widerspruch der Bildung mit
ihrem normalen Typus und also mit ihrer Bedeutung,
mit dein Begriffe ihres Lebens ist das
Wesentliche.
p) Daher kommt denn bei der Verschmelzung
oder Vereinfachung bisweilen zugleich noch
eine Ver v i e l f a chung vor. Von 2 Vaginen,
die in eine Cloake verschmolzen, war jede noch
getheilt, so dafs eigentlich 4 vorhanden waren
0 .730, oder die eine war getheilt, mithin eine
dreyfache Vagine zugegen (65.)* So kamen 3
Harnblasen (57«) ^ 5 Herzen (276.), und an einer
verschmolzenen Hand 11 Finger (197.) vor.
q) Die Verschmelzung bindet sich nicht an
bestimmte Gränzen, so dafs sie alle in einer
Gegend beisammen liegenden Gebilde gleichmäs-
sig träfe, und jenseits dieser Gegend völlig aufhörte,
sondern sie verfolgt zuweilen nur ein Sy-,
stem, ohne die daneben liegenden Organe zu
treffen, oder fixirt sich nur in dem einen Theile
eines Systems., und läfst die verwandten Organe
frey. So kommt Einfachheit der Haznorgane bei
Duplicität der Geschlechtstheile (183.) oder der
Nebennieren ( i 33*) vor; Einfachheit der Genitalien
bey 2 Aftern (150.) und umgekehrt Einfachheit
des Afters bei doppelten Genitalien (61.};
ein Magen bei zwei Lebern (99.) und eine Leber
bei zwei Magen (116.); eine Milz bei zwey Magen
(127.), ein Magen bei zwey Milzen (136«)
und zwey Magen ohne Milz (120.) ; ein Pankreas
bei. zwey Magen untl Zwölffingerdärmen (3 22%
so wie eine Leber bey zwey Milzen (137.),' oder