Ich gebe also hiermit eine Gallerie der bisher
beobachteten Doppelleiber, und Berichte über
die wesenslichen Momente ihrer Bildung Ich
habe die Sammlung »o vollständig, als mir möglich
war, zu machen gesucht* v In der Angabe
von Namen, Geburtsort und Geburtsjahr glaubte
genau seyn zu müssen, um Verwechselungen
zu verhüten, da oft derselbe Fall von nieh-
rern Beobachtern beschrieben worden ist. Manche
Beschreibung habe ich nicht verstanden,
wenn sie ^ an sich undeutlich und ohne Abbil-
dung', oder von einer schlechten Abbildung der
Aussenseite begleitet war, oder sich gar nicht
auf den innern Bau, namentlich des Skelets, bezog;
andre habe ich weder im Originale, noch
in einem vollständigen Auszuge kennen zu lernen
Gelegenheit gehabt uud nur allgemeine Anfuhrungen
derselben gefunden: alle dergleichen
Fälle, bei welchen ich über die ihnert angewiesene
Stelle nicht ganz sicher bin, habe ich dadurch
bezeichnet, dafs ich di'e ihnen Vorgesetzten
Nummern in Klammern eingeschlossen habe;
hierdurch ist angedeutet, wo ich die Nothwen-
digkeit der Ergänzung und Berichtigung fühle.
Nur eine neue Beobachtung habe ich hinzufügen
können, und zwar von einem Falle, der zu
meinem Verdrufse wenig Regelwidrigkeit au&u-
weisen hat.
Ich habe ferner diese Mifsbildungen geordnet,
die Grundformen derselben aufgefafst, diese
auf allgemeine Grundsätze der organischen Gestaltungslehre
zurückgeführt, und so diesem Thei-
le der Mifsbildungslehre ein wissenschaftliches
Frincip gegeben. Zur leichtern Uebersicht der
ganzen Sippschaft habe ich die Kupfertafel beigefügt.
Die drei Reihen welche ich aufgestellt
habe, sind meiner Uebèrzeugung nach, unum-
stöfslich, und in den Abstufungen derselben
glaube ich, die Hauptformen gefafst zu haben*
Zwischenstufen werden sich durch künftige Beobachtungen
noch ausmitteln. Denn überhaupt
ist ja die Lehre von den Mifsbildungen noch
ziemlich jung. Unsre mythische Zeit reicht bis
zum sechszehnten Jahrhunderte, und noch bis in
das siebzehnte herein wurde manches Kind Lu-
cindens (ich meyne, der unschuldigen Gellert-
schen) treu nach der Beschreibung der Gevatterinnen
von den Aerzten beschrieben. Dann
erschienen einzelne gründliche Zergliederungen.
Auch wurden Sammlungen von monströsen Exemplaren
angelegt, und wenn auch die vemneynt-
lichen Realisten, die im Grunde nur dem wahren
Nihilismus fröhnen, über die Nutzlosigkeit
solcher Bemühungen spotteten und schalten, so
blieben doch diese Magazine nicht ohne Früchte
für die Wissenschaft. Denn was die Curiosität
ausgebalgt hatte, kam späterhin unter das Messer
anatomischer Meister, und wenn die Ka t z enbe
rger die monströsen Leiber in Weingeist
gesetzt batten, so brachten die Hal ler , • Söul-
nieringe, Tiedemann e und Meckel Geist
in diese Sammlungen. Zugleich schreitet die