Beschreibung
des untern Theils des Rückenmarks*
I. Beckenwirbelmark.
Unter Beckepwirbelmark verstehe ich denjenigen
Abschnitt des Rückenmarks, welcher die
Centralenden der Beckenwirbelnerven (Sacralner-
ven) enthält* Er fängt in gleicher Höhe mit dem
Austritte des obersten Bauchwirbelnerven (Lum-
barnerven) aus der fibrösen Hülle (Dura Mater),
des Rückenmarks an, und endigt oberhalb des
gleichen Airs trktes,des zweyten Bauchwh beinerven*
Dieser Theil des Rückenmarks ist gegen den
änstossenden obern, die Centralenden derBauchwir«
beinerven enthaltenden Theil abgegränzt durcheine
seichte, queer laufende Furche, welche an der vordem
Fläche am meisten, an der hintern weniger,
und an den Seitenflächen am wenigsten sichtbar ist,
«o dafs also das Rückenmark hier nicht sowohl an
Breite abnimmt,' als vielmehr flacher und von vorne
nach hinten eingeschnürt wird* Diese Abgränzung,
welche ich Selbst shon bei neugebornen Kindern
bemerke., ist vielleicht deshalb bisher übersehen
worden, weil man das Rückenmark häufiger von
hinten, als von vorne und von der Seite her zu
betrachten pflegt.
Von dieser Einschnürung abwärts schwillt das
Rückenmark wieder allmählig an, und zwar tritt
es besonders uach vorne bauchig hervor, so dafs
die vordem Stränge einen vorzüglichen Antheil
an dieser Anschwellung zu haben scheinen* Am
Stärksten ist das Beckenwirbelmark, wo da9 dritte
Paar der Beckenwirbelnerven aus ihm hervorgeht.
Hierauf nimmt, es wieder ah, und zwar in der
Breite, wie in der Dicke, so dass es zugleich von
einer Seite zur andern schmäler, und von vorne
nach hinten dünner wird* ........, ^
Unter dem Ursprünge des untersten Becken-
wirbelnerven schnürt es sich wieder ein, wie dies
auch Mecke l +) angiebt*
Der Theil des Rückenmarks, der die Centralenden
der Becken wirbelnerven enthält, stellt sich
also als einen eigenen Abschnitt dar, der nach oben,
wie nach unten, scharf begränzt ist, so . wie der
ihm entsprechende Theil der Wirbelsäule, das
Beckenwirbelbein (Kreuzbein), von der übrigen Wirbelsäule
sich abscheidet und als ein besondres Gebiet
sich zeigt*
Am untern Theile des Bückenmarks überhaupt
wird die faserige Bildung vorherrschend, und in sei-
nenUmgebungen erscheint eineMenge langer dünner
Fäden* Schon Christ . Got t l ob Lu dwi g ++)
machte auf die glänzenden, platten, fibrösen Fäden
zwischen den Nervenfäden des Rossschweifes
aufmerksam, und stand blos deshalb an, sie für
Bänder (d* i. für zu den fibrösen ^Gebilden gehörig)
zu erklären, weil sie weder gespannt sind,
noch einen Theil befestigen* Ich bemerke noch
als eine, mit jenem allgemeinen Charakter des
t) Meckels Handbuch der menschlichen Anatomie*
III Band. , S. 433„ E
•jth) Epistolae ad Hallerum scriptae« Vol« III, p. 491»
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