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leugnen konnte, dafs es das Ziel, seiner Forschungen
nur in die Zukunft setzend, nicht für sich
selbst die Resultate aus dem grossem oder geringem
Schatze der Beobachtungen zu ziehen
und die Lücken durch Hypothesen auszufiillen
sich bemüht hätte. Man denke nur an die
Kosinogenieen und alle übrigen Erkläruungen der
Naturerscheinungen, die -die Alten auf so schmaler
Basis des Gesehenen aufbauten* In der That
wäre es auch eine JMaafsregel der Verzweiflung,
wenn man, um nichts aus seinem Besitze zu
verlieren, gar keinen Besitz erwerben wollte.
\Vir können daher nur das warme Interesse für
die Wissenschaft, das das neunzehnte Jahrhundert
erfüllt, darin erkennen, dafs die Naturforscher
desselben auch schon für ihre Zeit aus ihrer
Kenntnifs des organischen Baues die Gesetze seiner
Bildung zu entwickeln sich bestreben, ohne
auf das Ende des Sammelns zu warten. Die
Tendenz aber, aus den bekannten Thatsachen so
bald als möglich das Allgemeine aufzusuchen,
bringt namentlich für die vergleichende Anatomie
einen andern, nicht zii verkennenden Schaden;
den nämlich: dafs eine Menge Bemerkimgen, die
sich nicht sogleich zur Demonstration eines Bil-
dungsgesetzes anwenden lassen, so oft gar nicht
zur Sprache kommen und für den Augenblick
verloren gehn, so dafs ein anderer Arbeiter, der
solche Erfahrungen zu seinen Untersuchungen
benutzen könnte, sie entweder noch einmal selbst:
machen, oder, wenn ihm die Gelegenheit dazu
fehlt, ihrer ganz entbehren mufs* Dieser Verlust
mmtmm
tnüfs zu einer Zeit wo so viel, uud von so vielen
zergliedert wird, überaus grofs seynl Es wäre
daher zu wünschen, dafs solche Abfälle in irgend
einem Archiv deponirt werden könnten, und
dafs so lange ein solches fehlt, von Zeit zu Zeit
Auszüge aus den zootomischen Tagebüchern geliefert
würden. Je mehr Arbeiter Theil nähmen,
um desto reicher würde die Ausbeute seyn. Die
kleinste Berichtigung und Lückenausfüllung von
Werken, die Autorität haben, ist Gewinn*.
Vorzüglich um diesen V orschlag zur Sprache
zu bringen, geschah es, dafs ich mich entschlofs,
aus meinem im vorigen Jahre geführten Tagebuche
über den Bau einiger Wirbelthiere solche
Bemerkungen mitzutheilen, von denen ich noch
nicht sehe, an welche grössere Arbeit sie sich
anschliessen könnten. — Dafs sie auf keinen
grossen Werth Anspruch machen, liegt schon in
der Sache selbst*. Verdienst werden sie haben
wenn sie Veranlassung sind, dafs bessere Quellen
sich eröffnen.
*Jri s e h e ♦
Stör, Ac i p ens e r Sturio<
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Die Stelle j welche man den Knorpelfischen
unter den Wirbelthieren anzuweisen hat, wird
gewifs so lange streitig bleiben * als man glaubt,
sämmtliche Thiere in Eine Reihe von der niedersten
biß zur höchsten Ausbildung stellen zu können*
Mit demselben Rechte, mit dem man sie
über die Knochenfische setzt, wenn man auf den