ja sogar die sich hin und wieder an den Venenstämmen
findenden, meist der Länge nach verlaufenden,
Fasern halte man früher für wirkliche
Muskeln angesehn, und erstere daher mit
dem Namen tunica muscularis belegt; in der
neueren Zeit dagegen hat man ihnen die muscu-
lose Natur ganz abgesprochen und sie zu den
sogenannten elastischen Geweben gezählt. Es
wäre hier nicht am Ort, die eigentliche Natur
dieser mittleren Arterienhaut zu untersuchen,
indessen muss ich gestehen, dass ich mich trotz
der nicht zu verkennenden Unterschiede doch
nicht geneigt fühle, dieselbe für etwas den Muskeln
ganz Heterogenes zu betrachten. Es ist
noch nicht ausgemacht, ob dieser mittleren Arterienhaut
wirklich nur die Eigenschaft, sich
nach vorheriger mechanischer Ausdehnung
durch Elasticität wieder zusammen zu ziehen,
nicht aber wirkliche Irritabilität zuzuerkennen
sei, mithin physiologisch noch nichts entschieden.
Bei anatomischer Betrachtung zeigt sich
uns wenigstens eine nahe Verwandtschaft dieser
Membran zu den Muskeln in ihren leicht zu
sondernden, parallel neben einander verlaufenden
Fasern, die wesentlichste Verschiedenheit
dagegen darin, dass diese Fasern nicht wie die
der Muskeln durch umhüllendes Zellgewebe
von einander separirt sind, wodurch die von den
benachbarten unabhängige Beweglichkeit einzelner
Fasern, welche bei dein Muskel noth-
Wendig ist, bei den Arterien dagegen für den
Blutlauf Gefahr drohend sein würde, bedingt
wird. Da der Zellstoff im Allgemeinen der
Träger für das Gefäss-System ist, so hängt ferner
mit dem Mangel an Zellgewebe bei der
mittleren Arterienhaut auch ein geringerer
Blutreichthum derselben, welcher einen zweiten
anatomisch wahrnehmbaren Unterschied darbietet,
zusammen. Eine sehr bedeutende Verschiedenheit
scheint die vergleichende chemische
Untersuchung der Muskeln und jener Arterienhaut
aufzustellen, aber lässt sich nicht vielleicht
diese chemische Verschiedenheit lediglich
auf die anatomisch wahrgenoinmenen zurückführen?
Der Muskel verdankt seine chemischen
Eigenschaften, die bekanntlich fast
ganz mit denen des Faserstoffes des Blutes
übereinstimmen, wol grossen Theils seinem
Blutreichthume und seiner Vermischungo mit
Zellgewebe. Könnte man daher nicht vielleicht
die Faserhaut der Arterien als einen blutarmen
und wenig Zellstoff enthaltenden, mithin
weniger lebensfähigen Muskel betrachten ? Jedenfalls
ist diese Haut dem Muskel nicht ganz
unähnlich und steht zu der innern Gefässhaut
der Arterien in demselben Verhältnisse, wie die