Charakter ihres Lebens war. Die Absonderungen
an den Sinneshöhlen waren normal und -reich*
lieh: der Kopf am Rumpfe (37*) speichelte immer,
der aut dem Kopfe ('55.) thränte immer«
Die Augen schlossen sich nie völlig, und hatten
keine Sehkraft, ohne dafs man einen Bildungsfehler
an ihnen bemerken konnte; sie fixirten
sich nie auf einen Gegenstand, sondern rollten
seelenlos herum; auch schlossen sie sich nicht,
wenn man schnell nach ihnen hinfuhr; blofs bei
sehr starkem Lichte verengerte sich die Pupille
etwas. Bapt i s ta Col l or edo athmete schwach,
und zeigte eigene vom Stammindividuum nicht
abhängige Bewegungen an Händen, Lippen und
Ohren; so zog er sich auch bei schmerzhaften
Berührungen zusammen* Legte man den parasitischen
Kopf des Bengalischen Knaben an die
Brust der Mutter, so versuchten seine Lippen zu
saugen; kniff man ihn, so drückte sich der
Schmerz in einer Verzerrung der Gesichtsmuskeln
aus, während der Knabe weniger davon zu empfinden
schien, als von gleicher Behandlung andrer
Theile seines Körpers. In beiden Fällen
waren die Augen. des Parasiten bald mehr, bald
weniger geöffnet, was man bei Co l l o redo als
einen Wechsel von Schlaf und Wachen deutete.
Eben so zweydeutig war die Gemeinschaft zwischen
dem unvollkommen thierischen Leben des
Parasiten und dem psychischen Leben seines Trägers.
Die Augen des Parasiten (55.) bewegten
sich unabhängig, von denen des Knaben, waren
oft offen, wenn dieser schlief, und halb geschlossen,
wenn er wachte; nur wenn dieser aus dem
Schlafe geweckt wurde, bewegten sich alle vier
Augen gleichzeitig. Schrie der Knabe, so änderten
sich die Züge des Parasiten bisweilen auf
eine entsprechende Weise und seine Thränenab-
sonderung wurde verstärkt, aber nicht immer;
das Lächeln von jenem erstreckte sich nie auf
diesen, doch wollte man an ihm einen Ausdruck
von Wohlbehagen mit vermehrter Speichelabsonderung
bemerken, wenn der Knabe an der Mutter
brüst lag.
w) Was die Ent s t ehung swei s e dieser
Mifsbildung betrifft, so kann ur s p r ü n g l i ch
ein Embryo vorhanden seyn, welcher durch eine
Wucherung der bildenden Thätigkeit gleich einem
Polypen eine Sprosse treibt, die aber sich nicht
zu einem würklichen Individuum entwickeln
kann. 1) Wie sich die Theile des Embryo vervielfachen
können und er zwey Herzen, zwey
Zungen u. s* w* bekommen kann, eben so kann
er vielleicht sich selbst verdoppeln und einen Act
der generatio monogenea beginnen, welchen er
freilich, da er abnorm ist, nicht durchzuführen
im Stande ist. 2) Für diese Ansicht spricht ferner
der Umstand, dafs die Blutgefäfse und die Därme
des Parasiten Zweige von den entsprechenden
Th eilen des Trägers sind. 5) Auch wird
durch die accessorischen Theile, welche an diesem
bisweilen Vorkommen (k) die Einheit beider
Körper und die wuchernde Bildurig angedeutet;