Gestalfcungsv'erhältnisse beachtet, und die daraus
sich ergebenden Resultate unter ihren Fundamen/,
nen wollen, so bedürfen wir einer e o ns equ entert
,,Terminologie; sie mufs theiis deutsch seyh, theils
j,griechisch, weil die meisten hierher gehörigen
^Wissenschaften schon griechische Benennungen
,,haben.” Ich hatte hier ganz unzweideutig den
Grund zu dieser Namengebung dargelegt. Mich
trieb nicht der Kützel, bekannte Sachen mit neuen
Worten zu bezeichnen, sondern die Ueberzeugung,
dafs der den Begriff einer Disciplin scharf bezeichnende
Name uns stets mahne, dieselbe auch
ihrem Begriffe gemäfs, also in systematischem Zusammenhänge
mit andern und in wissenschaftlichem
Sinne zu bearbeiten. Einen griechischen
Namen wählte ich aber, wie gesagt, der Gleichförmigkeit
wegen, damit die „Lehre von der Form
des menschlichen Körpers’’ neben Physiologie,
Pathologie, Nosologie u. s. w. genannt werden
könne. Mr konnte es' nicht einlallen, dafs Jemand
mir deshalb eine simulatiö cognitionis graeei
sermonis würde Schuld geben können* Denn um
einen solchen Namen der Analogie nach richtig
zu bilden, bedarf es doch in der That nur einer
sehr mäfsigen Kenntnifs der griechischen Sprache;
dafs diese mir nicht völlig fremd war, konnte
man aus meinem Commentar über ein Buch des
Hippokrates (Leipzig 1798) ersehen, ich bedurfte
also hierzu keiner weitern Simulation; rnn aber
den Schein einer tiefem und gründlichem Kennt-
nifs des Griechischen zu erlangen, dazu hätte ich
wohl ganz andere Mittel gewuf t, die gewifs vauch
Herrn Prof. Kühn nicht unbekannt sind. — So
kommen nun in meiner Propädeutik auch noch
andre neue Namen vor, z. B. Jatrie, Jamattflogie
u, s. w., aber, sich nichs breit machend, noch
aufdrängend, nehmen sie blols in den Anmerkuntalsätzen
aufzustellen begonnen. Eine neue Quelle
eröffnet sich ihr gegenwärtig in der Lehre vom
gen eine bescheidne Stelle ein. Eben so gebrauchte
ich in meiner Diätetik für Gesunde (Leipzig
i80f>) für diese Disciplin, weil der allgemeine
Name „Diätetik” ihren eigenthümlichen Begriff
gar nicht bezeichnet, den Namen „Hygiastik,”
über dessen Richtigkeit ich mich erinnere, Got t f
r i e d Hermann zu Rathe gezogen zu haben,
weil ich meinem eignen Urthede nicht trauen
durfte. Dafs ich aber auf diese Namengebungen
keinen so grofsen Werth lege, noch mir deshalb
ein hohes Verdienst beimesse, geht daraus hervor,
clafs ich bis auf diese Stunde weder sie gegen
Kritiker vertheidigt, noch auf irgend eine Weise
es bemerklich gemacht habe, wenn einige der von
mir gebildeten Namen hin und wieder angenommen
worden sind.
Durch meinen Beruf auf die Anatomie, und
durch meinen ^Sinn auf die wissenschaftliche Bearbeitung
derselben hingewiesen, bewiefs ich in
meinen anatomischen Untersuchungen (Leipzig
1814) S. 2. folg, dafs der Name Anatomie für
einen wissenschaftlichen Standpunct dieser Disciplin
wenigstens eben so unpassend sey, als der
Name Scheidekunst für unsere heutige Chemie,
und machte den Namen „Morphologie” von Neuem
geltend. Ich war weit entfernt, allem Anatomischen,
z, B. etwa den anatomischen Tabellen von
Kulmus, den neuen Namen beilegen zu wollen;
selbst meine eigne Schrift beehrte ich nicht mit
dem Titel morphologischer Untersuchungen. Ich
drückte es nur aus, dafs die Anatomie Morphologie
werden müsse, dafs sie es aber werde durch
Betrachtung des organischen Baues tu seiner Ge-
sammtheit, durch Erkenntnifs des Sinnes und der
Gesetze der Gestaltung. Diese Bedeutung hatte