Stränge in einen einzigen zusammen laufen* Meine
bisherigen Versuche, durch Einfüllung das untre
Ende des Canals mit Bestimmtheit darzulegen,
sind mir seihst bey Pferden mislüngen* Denn
da der Canal, wie schon sein Entdecker, Carl
Stephan, bemerkte, und: wie man beym Einblasen
in einen Querdurchschnitt deutlich erkennt,
Serum enthält, so konnte sich das Quecksilber,
welches ich hinein laufen liefs, nicht gleichmäßig
darin verbreiten, und wendete ich eine höhere
Quecksilbersäule an, so erfolgte Zerreissung, und
das Quecksilber floss aus* Eine gleiche Zerreissung
fand unstreitig in dem Falle statt, wo Günthe r jb)
an einem menschlichen Leichname die^an dem in
der Mitte seiner Länge quer durchschnittnen
Riickenmarke in den Canal eingeblasene Luft bis
zwey Zoll tief in den Kückenmarksfaden („Band
der weichen Hirnhaut“ ) dringen, und hier einen
Ausweg nehmen sah*
An dem Rückenmarksfaden heftet sich zuweilen
das fünfte Paar der Beckenwirbelnernerven,
wie es z* B. Vieussens abbildet, +f) oder ein
Paar Verbindungsfäden, die zu jenen Nerven gehen,
wie ich oben erwähnte. Aber ausserdem ershei-
nen auch, wenigstens zuweilen, höchst zarte Fäden
die an den Rückenmarksfaden lose geheftet
sind, und sich ablosen lassen, wie sie Gai l und
S p u r z he im, nur viel zu dick, abhildon, f f f )
f ) Günther Nervenlehre, S* 66.
•}•-{-) Vieussens neutegi'aphia, Tab .X X l.
fj- f) Gail et Spurzheim aiutoxuie du Systeme nerveux,
Tab* II. Fig*
und ähnliche Faden erkennt man auch bey Spaltung
des Rückenmarksfaden, wo es ungewiss ist,
ob sie innerhalb der Gefässhaut liegen, oder zum
Gewebe derselben gehören- In einem Falle erschien
mir die nervöse Natur der abgelöseten Fänden
ganz deutlich, indem sie unter der Loupe,
ja selbst mit dem blossen Auge betrachtet, das
eigenthümliche geknickte Ansehen der Nerven
batten, und unter dem Mikroskope die klumpige
oder kugliche- Bildung der sensibeln Substanz zeiff-
ten* Ich vermochte nicht, sie durch die von der
fibrösen Halle gebildete Scheide des Rückenmarksfaden
zu verfolgen. So kann ich bloss die Frage
aufwerfen, ob es nicht vielleicht von dem Rückenmarksfaden
seitlich ausgehende Sch wanzwirbeln er-
ven sind? Wenn bey Thieren diese Nerven so
stark .entwickelt sind, sollten nicht bey dem Menschen
dem Ueberbleibsel des Schwanzes ganz dünne
Nerven entsprechen? Der Behauptung, dass eiß
Paar Schwanzwirbelnerveh beym Menschen bleibend
vorkommt, fehlt es nicht an Gewährsmännern*
Ich will nicht erwähnen, dass Galen drey Paar
Beckenwirbelnerven und eben so viel Schwanzwirbelnerven
annahm, denn diese Angabe ist, wie In-
g r a ssia s , und besonders V e s a 1 f ) zeigten, nur
von der Zergliederung der Affen entnommen. Aber
mehr Gewiclrt hat es, wenn Vieus s ens, f f )
f ) Vesalii Opera] oimiia, Vol. I* 74* Tab. XVIII.
Tig. 3— y.
f f ) Vieussens neurographia,. Tab. XXIX, .