Mehr Härte und Steifheit als die meisten der
übrigen, aus Hornstoff gebildeten Theile, aber ebenfalls
eine ganz homogene Textur haben die dünnen Platten,
woraus die Nägel zusammengesetzt sind. Die auf
einander liegenden Flächen dieser Blätter sind nicht in
allen Puncten, sondern netzförmig mit einander verbunden.
Sie stehen aber doch in den Maschen der Netze so
genau mit einander in Berührung, dafs man nicht sagen
kann, es seyen in der Substanz der Nägel Zellen
enthalten.
So sind auch die Knochen Zusammensetzungen
von auf einander liegenden, dünnen, homogenen Platten.
Es findet jedoch zwischen diesen und denen der Nägel
der Unterschied statt, dafs sie nicht aus Hornstoff,
sondern aus Sehnenstoff bestehen, zwischen sich die
den Knochen eigenen, erdigen Stoffe enthalten, und
davon befreiet weicher als die Blätter der Nägel sind.
Man hat zwar, nachdem S c a rp a seine Untersuchungen
über den innern Bau der Knochen bekannt gemacht
hatte, bis auf die neuesten Zeiten angenommen, die
Textur dieser Theile sey nicht blättrig, wenigstens nicht
beim Menschen, sondern zellenartig. Allein S c a rp a
kam auf dieses Resultat, weil er keine hinreichend
starke Vergröfserungen bei seinen Beobachtungen anwandte*
*). Wenn man die trocknen Scheitelbeine eines
*) Bei S c a rp a (De penitiori ossiuni structura commentai*.) heifst die
Knochensubstanz reticulata, cellulosa und gossypiacea. Die Theile,
welche die Zellen begränzeu, sollen weder Fasern noch Blätter scyn.
Was sie aber eigentlich sind, sagt S. nirgends. Richtiger hat neuerlich
D e u tsc h in seiner Inauguralschrift De penitiori ossium structura
* (Wratislaviac. 1834) die blättrige Structur der Knochen des Menschen
nach eigenen Untersuchungen beschrieben. Ich kenne indels diese
menschlichen Fetus mit einer blofsen Loupe betrachtet,
so erscheinen sie als aus Lagen strahlenförmig sich
ausbreitender, dicker Fasern bestehend, welche letztere
zum Theil dicht an einander liegen, zum Theil durch
unregelmäfsige Oeffnungen von einander getrennt sind.
Hat man aber die Knochen solange in Essig oder verdünnter
Salzsäure liegen lassen, bis ihnen ihre erdigen
Bestandtheile entzogen sind, und untersucht man sie
dann mit einer 3o bis 4omal vergröfsernden Linse, so
zeigt sich das, was vorher Fasern ähnlich war, als
cylindrische Falten einer, in den Zwischenräumen derselben
durchbohrten und mit feinen, dunkeln Puncten
bedeckten Haut. Diese Membran läfst sich in dünne
Blätter spalten, welche wasserhell und ganz unpunctirt
sind. Die Puncte rühren wahrscheinlich von kleinen,
zwischen den Blättern enthaltenen Luftbläschen her.
An einzelnen Stellen der Oberfläche und des Randes
des Blatts liegen auf demselben feine Cylinder. Diese
können entweder feine Falten oder auch wirkliche Ele-
mentarcylinder seyn. Sind sie das Letzte, so gehören
sie doch nicht dem Blatte selber, in welchem an andern
Stellen nichts Ungleichartiges w7ahrzunehmen ist, sondern
einer Schichte Zellgewebes an, wodurch jedes Blatt
mit dem auf demselben liegenden verbunden ist, die
aber nur sehr dünn seyn kann.
Vergleicht man mit einem Präparat der obigen
Art von einem Menschenknochen ein ähnliches von
Abhandlung nur aus dem Auszug in H e ck e r’s Annalen der gesammlen
Heilkunde, (1834. July. S. 368.) und sie wurde mir daraus erst bekannt,
nachdem ich m$ine Beobachtungen über IBe Textur der Knochen
schon gemacht hatte.