sie würden, wenn sie dies wären, sich nur als einfache
Linien, nicht aber als von zwei parallelen Linien be-
gränzt, darstellen. Dafs es auch wirklich noch feinere
Cylinder in den Nerven giebt, als die sind, worin sich
die Nerven der Wirbelthiere zertheilen lassen, werden
wir unten sehen, wenn wir auf die Nerven der wirbellosen
Thiere kommen.
Diese Gründe waren es, die mich veranlafsten, in
der iten Abtheilung des 2ten Bandes der „Erscheinungen
und Gesetze des organischen Lebens“ (S. 3) die in
Fig. 75, Tab. XIV, der Vermischten Schriften abgebildeten
Röhren für die primitiven, in einer gemein-,
schaftlichen Scheide eingeschlossenen Bündel von noch
feinem Elementarcylindern zu erklären. Dafs ich hierin
Recht gehabt habe, davon bin ich durch weitere neue
Beobachtungen überzeugt worden. In den Röhren eines
der Spinalnerven einer Karausche, die o,oo53 Mill. im
Durchmesser hatten, der Kiemennerven eines Brassem
und der Schenkelnerven eines Kaninchens, die 0,0099M.
breit waren, sähe ich bei einer öiomaligen Vergröfse-
rung aufs deutlichste noch kleinere Elementarcylinder,
deren Durchmesser ich bei der Karausche auf 0,0013
bis 0,002 M. beim Kaninchen auf 0,0016 M. schätzte,
und welche beim Brassem darmförmig gewunden und
unter einander verschlungen waren. Es ist also zu
schliefsen, dafs die primitiven Cylinder, von einander
gesondert, in der Rindensubstanz des Gehirns enthalten
sind; dafs diese sich in der Marksubstanz bündelweise
mit einander vereinigen, indem sie eine gestreckte Lage
annehmen und in einer zarten Scheide eingeschlossen
werden; dafs die Bündel beim Uebergang aus der
Marksubstanz in die Wurzeln der Nerven einen neuen
Zuwachs von primitiven Cylindern aus der Rinde erhalten,
durch welche sie ihren Weg nehmen, und dafs
dabei ihre Scheiden mehr Weite und Festigkeit bekommen.
Es ist aber auch vorauszusetzen, dafs die Markcylinder
des Gehirns von den Rindencylindern nur den
flü fs ig e n Inhalt in sich aufnehmen, da man in ihnen
keine noch feinere Cylinder bemerkt, und dafs diese
feinem sich erst wieder in den Nervenröhren bilden.
Man begreift hieraus, warum die Erzeugung neuer
Markcylinder in Bündeln derselben und die Zunahme
der Bündel an Masse immer nur beim Durchgänge der
frühem Cylinder durch eine neue Rindenlage eintritt.
Um nun aller Verwirrung vorzubeugen, die aus der
Verwechselung der primitiven Cylinder des Gehirns mit
den secundiren dieses Eingeweides entstehen könnte,
verstehen wir unter jenen nur die der JElinde, und
nennen die aus diesen einfachen Rindencylindern zusammengesetzten
des Marks M a rk c y lin d e r, die in
die' Nerven fortgesetzten Markcylinder aber N e rv en -
c y lin d e r oder Ne rvenröhren.
Die Rindencylinder sind also einfache Elementarcylinder.
Aus Vereinigungen derselben mit einander
und Umgebung des .Vereinigten mit einer gemeinschaftlichen
Scheide entspringen die Markcylinder und
weiterhin die Nervenröhren. Bündelweise neben einander
liegende Mark- und Nervencylinder machen das
aus, wras man gewöhnlich Mark- und Nervenfasern
nennt. Die Benennung von einfachen Elementarcylindern
ist hierbei aber nur relativ zu nehmen. Es läfst sich
nicht behaupten, dafs die Rindencylinder, die uns auch