den Jahren 1831 und 1833 gab Treviranus unter
dem Titel: „Gesetze und Erscheinungen des organischen
Lebens“ in zwei Bänden ein Werk heraus,
welches einen gedrängten Auszug der Biologie
darstellte, mit Beifügung der wichtigsten neueren
Forschungen und Entdeckungen der im raschen
Fortschreiten begriffenen Wissenschaft, da seit dem
Erscheinen des ersten Bandes der Biologie bereits
dreifsig Jahre verflossen waren. Was aber hier nur
kurz behandelt werden konnte, das gedachte er in
Beiträgen zur Aufklärung der Gesetze und Erscheinungen
des organischen Lebens weiter zu entwickeln,
von denen bereits zwei Hefte erschienen sind.
Trevi ranus zu den Wenigen gehörend, welche
die Wissenschaften um ihrer selbst willen lieben und
cultiviren, und sich allein der Erforschung der Wahrheit,
ohne alle Nebenrücksichten, weihen, lebte in
einem Zeitalter, welches sich eben so sehr in den
Wissenschaften wie in der Politik in Umwälzungen
gefiel. In der Medicin traten rasch nacheinander die
verschiedenartigsten Systeme auf, der Brownianismus,
die Erregungstheorie, eine phantastische Naturphilosophie,
der thierische Magnetismus, die Homöopathie,
w'elche einen umwälzenden und reformirenden Einflufs
geltend zu machen versuchten. Von keinem jener
Systeme liefs er sich Fesseln anlegen; denn, mit der
Geschichte der Philosophie und Heilkunde vertraut,
kannte er die mancherlei falschen Richtungen und
Irrwege, welche der menschliche Forschungsgeist
schon genommen hat, und was diesen verleitet solche
von Neuem zu betreten. Mit Geringschätzung und
Verachtung blickte er auf die Ilevolutionsmänner
herab, in denen nur zu oft grobe Unwissenheit mit
Selbstsucht und Anmafsung gepaart erschienen.
Alle Schriften Trevi ranus sind von dem Geiste
eines besonnenen und strengen Forschens durchdrungen,
frei von aller Phantasterei und Sophisterei. Durch seine
umfassenden Studien mit den Leistungen und Bemühungen
seiner Vorgänger bekannt, war er nie befangen
und einseitig, oder gab längst Erforschtes
für neue Entdeckungen aus. Bei allen seinen Untersuchungen
leitete ihn das Bestreben die Erscheinungen
des Lebens auf dem Wege der treuen, umsichtigen,
nicht durch vorgefafste Meinungen umstrickten Beobachtung
aufzufassen, sie genau zu analysiren, und
ihr ursächliches Verhältnifs durch sorgsame und sinnreich
angestellte Versuche zu ermitteln. Auf gehörig
begründete Thatsachen stützte er dann erst seine
allgemeinen Behauptungen und Lehren. Durch diese
bei allen seinen Werken in Anwendung gebrachte
Methode hat er sich grofse und bleibende Verdienste
um die Bearbeitung der Naturlehre der lebenden
Wesen erworben, vom In - und Auslande dankbar
und ehrend anerkannt. Seine Arbeiten haben zugleich
wesentlich dazu beigetragen, eine falsche spekulative
Richtung aufzudecken, welche die Naturforschung
und Heilkunde eine Zeit lang in Deutschland genommen
hatte, irre geleitet und verblendet durch
die Gaukeleien einer After - Natur - Philosophie, der
eben so sehr gründliches Erfahrungs - Wissen über