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„einmal die Rechnung nicht übereinstimmt, auch die
„Möglichkeit noch gröfserer Differenzen denkbar“ *).
Zu der Annahme, ein optisches Gesetz könne im
Auge aufgehoben seyn, konnten nur unrichtige oder
falsch gedeutete Versuche führen, und Bedenkliches
würde man in der Abweichung der von mir berechneten
Halbmesser der Bilder auf der Netzhaut von
denen, die das scharfe Sehen erfordert, nichts gefunden
haben, wenn man erwogen hätte, dafs meine
Berechnungen in Zahlen nur die, aus optischen Gesetzen
abgeleiteten Resultate erläutern, nicht aber für
diese etwas beweisen sollten und konnten. Ich wählte
hierzu für die Dimensionen und strahlenbrechenden
Kräfte der Sehewerkzeuge des Menschen die Mittelzahlen,
die sich aus der Vergleichung mehrerer, von
mir und Andern untersuchter Augen verschiedener
Individuen ergeben hatten. Dafs sich aus solchen,
gar nicht zusammengehörigen Theilen nimmer ein
6charf sehendes Auge würde construiren lassen, wufste
ich vorher. Ich dachte aber nicht, dafs irgend Jemand
in den Mängeln dieser Berechnungen einen Grund
gegen meine Theorie würde finden können. Wer
wird den Pythagorischen Lehrsatz damit bestreiten
wollen, dafs, wenn die drei Seiten eines rechtwinklichten
Dreiecks roh ausgemessen sind, dafs Quadrat
der Hypothenuse den Quadraten der Catheten zusammengenommen
nicht ganz gleich kömmt? Nun
fehlte freilich noch Manches daran, dafs meine Theorie
so bewiesen war, wie dieser Lehrsatz sich beweisen
*) V o l k m a n n a. a. O. S. 114.
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läfst. Was ich aber in meiner angeführten Schrift
noch nicht vermogte, bin ich jetzt im Stande zu
leisten. Das folgende Capitel wird einen Beweis
enthalten, gegen dessen Evidenz nichts zu erinnern
seyn wird, dafs die Natur an dem Bau der Crystall-
lin se und der Umgebungen dieses Körpers, in Verbindung
mit einer beweglichen Iris, die Mittel hat,
eine so vollkommene Vereinigung der gebrochenen
Strahlen in einem einzigen, bei keiner Veränderung der
Entfernung des Objects sich verändernden Brennpunct
zu bewirken, wie zum scharfen Sehen erforderlich ist.
Indefs auch so, wie ich meine Theorie in meiner
vorigen Abhandlung vortrug, wird sie der, welcher
selber prüfen kann, nicht so ungenügend finden, wie
sie in der angeführten Schrift des Herrn Dr. Ko h l rausch
denen erscheinen mag, die, ohne selber
untersuchen zu können, dem glauben, der das letzte
Wort hat. Herr Dr. Kohl rausch hat sich die
Widerlegung, aber mir auch die Vertheidigung meiner
Lehren nicht schwer gemacht. Er legt meine Rechnungen
und Formeln zum Grunde, und zieht daraus
Schlüsse, die, wie er meinet, zum Theil meiner
Theorie entgegenstehen, die aber in der That unrichtig
sind. Erst räumt er die Richtigkeit des Satzes
ein, der für diese grade der wichtigste ist, dafs ein
blättriger Crystallkörper, dessen Schichten vom Umfange
nach der Mitte an Dichtigkeit zunehmen, bei
einerlei Entfernung :=. p des, in seiner Axe liegenden,
strahlenden Puncts und bei einer Veränderung des
Winkels == <p, «den die Strahlen dieses Puncts mit
der Axe machen, die Abweichung der gebrochenen
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