deutlich gesehen wird, und betrachtet dadurch mit dem
einen Auge den Gegenstand, während das andere geschlossen
ist, so mufs man ihn dem Auge w'eit näher
als vorher rücken, um an ihm die nelimlichen Theile
unterscheiden zu können, die man an ihm mit dem
blofsen Auge wahrnahm. Er erscheint dann aber wie
im Nebel. Die Erklärung ist leicht zu finden. Wir
würden mit dem blofsen Auge den Gegenstand in der
kürzern Entfernung eben so wie durch das Loch der
Karte sehen, wenn die Pupille sich soweit verengern
könnte, dafs der Strahlenbüschel, der vom Gegenstände
zur Netzhaut geht, durch sie eben so sehr wie durch
das Loch der Karte verschmälert würde. Er enthält
aber zu wenig Strahlen, um die Netzhaut so lebhaft
rühren zu können, dafs der Gegenstand sich eben so
deutlich wie in einer gröfsern Entfernung und durch die
weitere Pupille darstellte. Blickt man durch die OefFnung
der Karte auf einen entfernten Gegenstand, der einen
hellen Hintergrund hat, z. B. auf eine Thurmspitze,
so zeigen sich die Umrisse des Ganzen zwar scharf
begränzt; aber er erscheint dem bedeckten Auge kleiner
als dem blofsen, und seine einzelnen Theile sind nicht
mehr so deutlich als vorher zu unterscheiden, wenn
sie mit ihm einerlei unscheinbare Farbe haben. Der
Grund ist, weil Verschmälerung der Strahlenbüschel
die von dem Object ausgehen, Verkleinerung des Bildes
desselben auf der Netzhaut zur Folge hat, zugleich
aber auch macht, dafs wegen Mangel an hinreichendem
Licht seine einzelnen Theile sich nicht mehr so gut
wie vorher von einander unterscheiden lassen, wenn
sie sich nicht durch eine abstechende Farbe vor ihrer
Umgebung auszeichnen. Im letztem Fall können durch
eine enge OefFnung ihre Umrisse sich schärfer als durch
die weitere Pupille darstellen, und sie einzeln wahrnehmbar
werden, während das blofse Auge sie gar
nicht oder nur mit unbestimmten Umrissen erblickt*).
42. Findet das Gegentheil von dem so eben Vorausgesetzten
statt, ist die Pupille in einem Zustande
von widernatürlicher Erweiterung, doch dabei das übrige
Auge im gesunden Zustande, so wird die Folge davon
seyn, dafs der Gegenstand, der sonst in einer Entfernung
von z. B. 8 Zoll deutlich gesehen wurde, nun
bis auf 16 oder 18 Zoll vom Auge weggerückt werden
mufs, um zu machen, dafs sein Bild auf der Retina
von dem sonstigen nicht merklich verschieden ausfallt.
Hierdurch wird nehmlich bewirkt, dafs das Product
aus der Entfernung P des Objects vom Mittelpunct
der brechenden Fläche und dem Winkel W, den die
äussersten seiner Strahlen mit der Seheaxe einschliefsen,
unverändert bleibt. Ganz gleich können zwar hierbei
die Bilder aus den, im 2Iten § angeführten Gründen
einander nicht seyn. Allein da sie sich nie unmittelbar
mit einander vergleichen lassen, indem immer nur das
eine empfunden, das andere aber aus der Erinnerung
vorgestellt wird, so kann ein geringer Unterschied unter
*) Der Erfolg in diesem Fall, der in einem Aufsatz von T o u r lu a l
„Ueber den Einflufs der Bewegungen der Iris auf die objectiven Phänomene
des Sehens“ (Berliner med. Ztg. 1832. N. 14. 16. 17) als
unvereinbar mit meiner Theorie aufgestellt ist, stimmt also ganz mit
derselben überein. Die übrigen Einwürfe des Herrn T o u rt ual scheinen
mir keiner Beantwortung zu bedürfen, da diese sich für jeden aufmerksamen
Leser des Vorhergehenden und Folgenden von selber
ergeben wird.