erworben. Es hat mich sehr gefreuet, in diesem wichtigen
Punct mit einem so ausgezeichneten Forscher
zusammenzutreffen. In Betreff zweier anderer Gegenstände
kann ich zwar nicht mit ihm Einer Meinung
seyn. Ich zweifele aber nicht, dafs bei Fortsetzung der
Beobachtungen die Verschiedenheit unserer Ansichten
auch hierin aufhören wird. Er sähe keine Cylinder in
der Rindensubstanz, und beschreibt die des Marks als
beständig wie eine Perlenschnur geformt. Die Cortical-
cylinder entdeckte er Avohl nur deshalb nicht, w'eil sie
in vielen Gehirnen so wenig ausgebildet sind, dafs man
sie zuweilen gar nicht und zuweilen nur dann in ihnen
erkennet, wenn man sie schon oft gesehen hat. Eben
so wenig ausgebildet sind aber auch in manchem Gehirn
die Markröhren. Ich fand z. B. die Rindencylinder
weder im grofsen, noch im kleinen Gehirn eines jungen,
doch schon ausgewachsenen Staars (Sturnus vulgaris);
nicht in den vordem und hintern Hirnhemisphären eines
Huhns, das schon seine volle Gröfse, aber noch ein
sehr weiches Gehirn hatte, und nicht im grofsen Gehirn
eines jungen Frosches, obgleich alle diese Thiere so
eben erst getödtet waren. In Scheiben aus den äussem
Theilen des grofsen Gehirns des Staars liefsen sich
blos punctformige Bläschen unterscheiden. In solchen,
die aus der innern Substanz dieses Eingeweides und
des kleinen Gehirns genommen waren, sähe ich grade,
von dem einen Ende des Abschnitts nach dem entgegengesetzten
divergirend fortgehende Streifen. Nur im
verlängerteu Mark und Rückenmark fand ich hin und
wieder deutliche, aber kurze, schmale und sehr zarte
Elementarcylinder. Bei dem Huhn, in dessen grofsem
Gehirn diese Cylinder nicht zu entdecken waren, zeigten
sie sich im Lebensbaum des kleinen Gehirns, im verlängerten
Mark und im Rückenmark. In sehr dünnen
Scheiben aus der Hirnsubstanz eines Frosches sähe ich
nur parallele, sehr schwache Streifen, die solche Krümmungen
machten und zwischen sich solche Schatten
hatten, als ob in ihren Zwischenräumen sehr zarte
abwechselnd erweiterte und verengerte Cylinder lägen.
Ein ähnliches Ansehn hatten aber auch Stückchen von
halbgeronnenem Hühnereiweifs. Im Gehirn eines grofsen
Aals nahm ich hin und wieder, doch nur einzeln, knotige
Elementarcylinder wahr.
Dafs die knotige Gestalt kein wesentlicher Cha-
racter der Hirncylinder ist, davon überzeugt man sich,
wenn man Gehirne von einerlei Thieren, von verschiedenem
Alter und nach der Einwirkung verschiedener
Agentien untersucht. Die Erweiterungen und Verengerungen
der Röhren sind immer um so gröfser und
häufiger, je länger das Gehirn nach dem Tode gelegen
hat und je höher während dieser Zeit die Temperatur
der Atmosphäre war. Da man nun menschliche Leichen
in der Regel nur erst eine geraume Zeit nach dem
Tode untersuchen kann, so ist es erklärbar, warum
bei ihnen die Hirncylinder sich immer als sieife, knotige
Röhren zeigen. Vermuthlich wird auch durch den
Zutritt der Luft zu dem entblöfsten und zerschnittenen
Gehirn die Gestalt dieser zarten Theile verändert. Einen
grofsen Einflufs hat darauf das Wasser*). Jedes, von
*) Diese Wirkung wurde auch schon von Krause bemerkt, (Pog ge n-
d o r f f ’ s Annalen der Physik. 1834. B. 31. S. 113) der aber aus
seinen Beobachtungen über die Elementartheile des Gehirns Schlüsse
gezogen hat, die ich nicht für richtig halten kann.