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aridem Nervenanschwellungen eintritt. Wir werden unten
davon Beweise an den Bauchganglien der wirbellosen
Tliiere finden. Allein in andern Ganglien der Wirbel-
thiere kann ich sie bisjetzt nicht nachweisen. Ich
untersuchte in Hinsicht auf diesen Punct die Spinalganglien.
Meine bisherigen Versuche, das Innern dieser
weichen und dabei undurchsichtigen Theile unter starken
Vergröfserungsgläsern zu beobachten, ohne ihre Textur
sehr in Unordnung zu bringen, waren aber fruchtlos.
Ihre Wurzeln zeigten mir die gewöhnlichen, parabel
mit einander verlaufenden Nervenröhren, und ich traf
keinen Unterschied zwischen den Röhren der vordem
und hintern Stränge an.
Sehr verschieden von diesen Ganglien ist auf jeden
Fall der halbmondförmige des fünften Hirnnerven. Nachdem
ich von diesem Knoten eines Huhns die Umhüllung,
die er von der harten Hirnhaut bekömmt, abgelöst hatte,
sähe ich seine Cylinder divergirend aus ihm hervortreten.
In ihm waren sie an Einer Stelle mit jener Haut durch
Blutgefäfse so fest verbunden, dafs sie sich ohne Zer-
reissung nicht davon trennen Hessen. Hier verliefsen
sie die Ordnung, worin sie eingetreten waren, und
wurden zu neuen Bündeln vereinigt. Sie zerfielen aber
nirgends in Rindencylinder.
Eine solche Ablenkung der Marketender von ihrem
ursprünglichen Wege ohne eine weitere Auflösung derselben
ereignet sich auch in einigen Nervengellechten.
In vielen treten jedoch nur ganze Bündel von Markfasern
aus ihrer frühem Verbindung. Zu den letztem
gehört das Chiasma der Sehenerven. In meinen Untersuchungen
über den Bau und die Functionen des Gehirns
(im 5ten Bande der Vermischten Schriften) theilte ich
(S. 167) eine von mir am Chiasma der Simia Aygula
gemachte Bemerkung mit, wodurch das von V ic -D ’Azyr
und den Gebrüdern W en ze l am Menschen gefundene
Gesetz, dafs die äussern Fasern der Wurzeln beider
Sehenerven (Tractus optici) durch das Chiasma fort-
gehen, ohne sich zu durchkreutzen, die innern hingegen
sich darin von der einen Seite zur andern herüberbiegen
und mit einander verflechten, bestätigt
wurde. J. Müller*) sähe nachher ebenfalls diesen
Verlauf beim Menschen, Ochsen und Pferde. Ich
beobachtete ihn auch beim Menschen, und fand sowohl
bei diesem als beim Affen die Masse der mit einander
verflochtenen Fasern gröfser als die der übrigen, die
nicht von ihrem Wege ablenken. Die Gebrüder Wenzel
wollten das Gegentheil gefunden haben. Es ist möglich,
dafs es hierin individuelle Verschiedenheiten giebt, doch
auch schwer, das gegenseitige Verhältnifs der Massen
beider Arten von Fasern mit Sicherheit zu bestimmen,
weil dasselbe vielleicht nicht an allen Stellen des Chiasma
sich gleich bleibt. Manche der innern Fasern haben
einen solchen Verlauf, als ob sie, bogenförmig von
beiden Seiten kommend, mit einander anastomosirten.
Wenn aber solche Verbindungen unter ihnen wirklich
statt finden, so erstrecken sich dieselben doch nur auf
die Bündel der Markcy linder, nicht auf die Cylinder
selber. In einer Scheibe aus dem Chiasma einer menschlichen
Leiche sähe ich diese Cylinder über einander
fortgehen ohne sich zu verbindeh. Bei einem Huhn
*) Zur vergl. Physiologie des Gesichtssinns der Menschen u. Thiere.
S. 96. 114.