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ausgeglichen. Allein (las Anschwellen von Halbkugeln,
deren Halbmesser nicht mehr als einige Zehntausendtel
einer Linie hält, kann nur einen so sehr geringen Einflufs
auf die Entfernung der Netzhaut von der Linse haben,
dafs sich davon keine Accomodation dieser Entfernung
nach der Entfernung des Objects ableiten läfst. Eine
Turgescenz tritt allerdings ohne Zweifel in den Papillen
der Netzhaut wie in allen ähnlichen Papillen sensibler
Theile jedesmal ein, so oft wir einen Gegenstand scharf
ins Auge fassen, und sie kann allerdings zum schärfern
Sehen beitragen, doch nur insofern als sie die Oberflächen
im Innern des Auges, worauf sich die Bilder
der strahlenden Puncte spiegeln, gespannter und glatter
macht, und als mitwirkend mit zwei andern Mitteln:
mit einer möglichst genauen Anpassung des Durchmessers
der Pupille an die Entfernung des Gegenstandes und
an den Winkel, den die äussersten, von ihm ausgehenden
Strahlen mit der Augenaxe einschliefsen, und mit genauer
Convergenz der Axen beider Augen in dem Punct, worauf
die Aufmerksamkeit gerichtet ist. Wer die Wirkung
dieser drei Mittel, wodurch möglich gemacht wird,
jedes Object nöthigenfalls noch schärfer zu sehen, als
wir es erblicken, wenn es unsere Aufmerksamkeit nicht
besonders auf sich zieht, gehörig in Anschlag zu bringen
weifs, der wird bei der Erklärung mancher Thatsachen
des Sehens, wozu man die sonderbarsten Hypothesen
von innern Veränderungen des Auges aufgeboten hat,
keine Schwierigkeiten finden und nicht auf solche Ungereimtheiten
verfallen, wie man in mehrern Schriften
findet, deren Verfasser sich amaafsten, über den schwierigsten
aller optischen Gegenstände, über das Sehen,
die Welt belehren zu wollen, ohne die ersten Elemente
der Optik gehörig zu kennen.
III.
U eher einstimmung
der vorgetragenen Theorie
mit den Gesetzen des Sehens.
41. Dafs die, im vorigen Abschnitt entwickelte
Theorie mit den Gesetzen des Sehens im Allgemeinen
übereinstimmt, erhellet aus dem Inhalt des 34ten und
der folgenden §phen. Ich werde dieses jetzt noch
weiter an einigen einzelnen Puncten beweisen, wovon
man bisher unrichtige Ansichten hatte, und die man
zum Theil sogar als unvereinbar mit derselben betrachtete.
Es wird sich hierbei der blättrige Bau der Crystalllinse
als sehr wichtig beim Sehen auch von einer Seite zeigen,
die wir im Vorigen noch nicht betrachtet haben. Zu
jenen Puncten gehört zuerst der Einflufs der Erweiterung
und Verengerung der Pupille auf das Sehen in verschiedenen
Entfernungen. Ich kenne keinen Versuch,
der diesen nicht darthäte, keine Erfahrung, die der
Annahme desselben widerspräche, und keinen, von den
Gesetzen der Strahlenbrechung hergenommenen Grund,
der als Einwurf dagegen gültig wäre. Macht man in
einem Kartenblatt ein rundes Loch, das einen kleinern
Durchmesser hat, als die Pupille dann besitzt, wenn
man durch sie beim hellen Tageslichte ein Object in
der kleinsten Entfernung sieht, worin dasselbe noch