der Hirnsubstanz genommene Blättchen zieht sich darin
zusammen. Stücke von der Netzhaut des Auges kräuseln
sich darin oft so, dafs man Mühe hat, sie ohne Verletzung
wieder zu entfalten. Die Hirncylinder verkürzen
sich nach der Befeuchtung mit Wasser in der Länge,
dehnen sich dagegen in der Breite aus, und bekommen
so eine knotige Gestalt. Mark cy linder der, zwischen
den beiden vordem Hirnhemisphären liegenden, gestreiften
Scheidewand des Gehirns eines Puters fand
ich, wenn ich sie unbenetzt mit Wasser unter das
Vergröfserungsglas gebracht hatte, nur o,ooi Mill. breit,
und an allen Stellen, wo sie noch in ihrem ursprünglichen
Zustande zu seyn schienen, fast ohne alle Ungleichheit
der Weite. Kaum aber hatte ich sie in einem
Wassertropfen ausgebreitet, so waren sie bis zu einem
Durchmesser von 0,002 bis o,ooö M. angeschwollen und
knotig geworden. Aufs deutlichste zeigte sich die ursprüngliche,
fadenartige Structur der Hirncylinder bei
der oben (S. 28) erwähnten Eule, solange kein Wasser
darauf gewirkt hatte. Sobald sie unter Wasser gebracht
waren, schwollen sie merklich an und bekamen zum
Theil eine gegliederte Form. Noch weit mehr als durch
das Wasser werden sie durch den Weingeist verändert.
Dieser zieht sie nach allen Dimensionen zusammen,
verwandelt sie in Reihen von Kügelchen, die oft noch
durch dünne Fäden, oft auch gar nicht mehr unter
sich Zusammenhängen, und drängt sie so an einander,
dals sie sich nicht mehr einzeln unterscheiden lassen.
Wenn er indefs nicht zu heftig und nicht zu lange
wirkt, so erreicht man zuweilen durch ihn, dafs sie
deutlicher als sonst wahrzunehmen sind.
*
Läfst man Hirnsubstanz eine längere Zeit in Wasser
liegen, so dehnen sich die Cylinder derselben an einzelnen
Stellen sehr aus; es bilden sich in ihnen Bläschen;
die erweiterten Theile sondern sich theils einzeln, theils
als kurze Perlenschnüre von einander ab, und man
trifft nun in der Substanz bei der microscopischen
Untersuchung blofse Fragmente der ursprünglichen
organischen Elemente und diese in ganz veränderter
Gestalt an. So fand ich das Gehirn eines Huhns,
das nach dem Tode des Thiers bei einer Temperatur
von i4 bis i5 ° R. 24 Stunden in Wasser gelegen hatte,
schon so erweicht, dafs es schwer hielt, so dünne
Scheiben, wie zur Untersuchung erforderlich sind, davon
zu erhalten. Die graue Substanz der vordem Hemisphären
hatte ganz das Ansehn des halbgeronnenen
Hühnereiweifs. Es lagen hin und wieder darin Kügelchen,
aber ohne alle Ordnung. Streifen waren nirgends
darin sichtbar. In einigen Theilen der Marksubstanz
gab es Bündel von an einander gereiheten Kügelchen
und dunkele Streifen. Die Kügelchen aber standen
nicht immer dicht hinter einander, sondern waren durch
Partikeln, die eine unregelmäfsige Gestalt hatten, von
einander getrennt. Das verlängerte Mark zerfiel bei
jedem Versuch, Scheiben, davon zu bekommen, in kleine
Brocken. Diese enthielten Fragmente von angeschwollenen,
abwechselnd verengerten und erweiterten Mark-
cylindern, in deren Erweiterungen sich kleine Bläschen
befanden.
Vielleicht bringen auch Krankheiten und noch
manche andere Ursachen schon vor dem Tode ähnliche
Veränderungen in den Hirncylindern wie Wärme,
Trev. Beitr. I. 2. Qo