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gesellen wird, der mit sehr intensivem Lichte strahlt,
so bringt wahrscheinlich der gleichzeitige, entgegengesetzte
Einflufs der Finsternifs und des Lichts wellenförmige
oder zitternde Bewegungen im Band der Pupille
hervor, wovon die Folge seyn mufs, dafs der Umrifs
des Bildes auf der Netzhaut sich immerfort verändert.
Vielleicht rührt hiervon das Funkeln des Lichts der
Sterne her.
45. Den Veränderungen der Pupille, die von der
Entfernung der Gegenstände abhängen, entsprechen so
genau und so beständig Veränderungen des Winkels,
den die Axen der Augen mit einander machen, indem
sie convergirend auf den Gegenstand gerichtet werden,
dafs beide von einerlei Ursache abhängen müssen. Diese
ist in der That auch der gemeinschaftliche Ursprung
der Ciliarnerven und der Nerven derjenigen Augenmuskeln,
die bei der Richtung der Augenaxen thätig
sind, vom dritten Paar der Hirnnerven. Es verbreiten
sich aber auch Zweige desselben Paars im Aufzieher
des obern Augenlids. Deswegen ist die Richtung der
Augenaxen nicht die nehmliche bei geschlossenen als
bei offenen Augen, und darum erweitert sich die Pupille
des einen Auges immer etwas, wenn wir das andere
schliefsen. Der Einflufs hiervon auf das Sehen mit
Einem Auge kann verschieden nach der Verschiedenheit
der Weite seyn, welche die Pupille vor Schliefsung
des andern Auges hatte. Betrug diese z. B. für die
Entfernung P = 100 Linien soviel, dafs der Winkel
W = 4o Minuten war, so kann der letztere durch die
Schliefsung bis auf 5o Minuten vergröfsert werden, ohne
dafs das offene Auge die Gegenstände anders sieht, als
es sie bei dem vorigen Durchmesser der Pupille sehen
würde. War diese aber vorher durch eine stärkere Beleuchtung
so verengert, dafs W weniger als 4o Minuten
enthielt, so mufs für das offene Auge die Entfernung P
über 100 Linien vermehrt werden, wenn das Object
nach der Schliefsung des andern Auges sich nicht
merklich undeutlicher als vorher darstellen soll. Eben
so scharf wie gemeinschaftlich mit dem andern Auge
sieht freilich niemals das eine Auge allein. Der Grund
hiervon hat aber nichts mit der Strahlenbrechung und
der Weite der Pupille gemein. Nach unserer Theorie
wird übrigens das Vermögen, unter verschiedenen Umständen
mehr oder weniger deutlich zu sehen, durch
die individuelle Structur des Auges so sehr modifizirt,
dafs sich aus den Erfahrungen, die Einzelne an ihren,
so oder so gebaueten Augen machten, keine allgemeine
Schlüsse ziehen lassen*).
*) Ich kann daher in zwei Gründen, die der sonst von mir sehr hoch
geachtete Dn g e s gegen die Meinung von der Wichtigkeit einer
angemessenen Tliätigkeit der Iris beim Sehen vorgebracht hat, mit
J. Mü l l e r (Archiv für Anatomie u. s. w. 1835. H. 1. S. 144) weder
etwas Sinniges noch etwas Beweisendes finden. Oer eine ist: Dafs
man ein Object mit dem einen Auge nach Schliefsung des andern eben
so deutlich wie mit beiden sieht, obgleich im erstem Fall die Pupille
immer weiter als im letztem ist. Dieser Einwurf beantwortet sich
aus dem Obigen. Der zweite ist: In einem schwach erleuchteten
Medium erweitere sich die Pupille, und doch müsse man darin die
Gegenstände dem Auge näher als bei hellem Lichte bringen , um sie
deutlich zu erkennen. Freilich müssen das manche Menschen, doch
nur, weil der Gegenstand immer noch einen schärfern Eindruck auf
ihre Netzhaut macht, wenn viele Strahlen von ihm auf dieses Organ
fallen und seine Umrisse sich auch unbestimmt darstellen, als wenn
die letztem schärfer und der erstem nur wenige sind. Aber nicht alle
Augen, und zu diesen gehören mit die meinigen, sehen auch bei
schwächerra Lichte die Gegenstände innerhalb der sonstigen Gränzen
des deutlichen Sehens so gut als in der gewöhnlichen Entfernung.