bei einer Verschiedenheit dieses Grades und einer ihm
entsprechenden Verschiedenheit des Durchmessers der
Pupille einerlei Gegenstand in einerlei Entfernung mit
gleicher Schärfe gesehen werden kann?
43. Es versteht sich, dafs es auch für alle übrige
Entfernungen P und Winkel W eine solche Gränze
giebt, auf welcher das Maximum der Entfernung X
liegt, dafs sie jedoch nach der Verschiedenheit von
P und W früher oder später eintritt. Nimmt P bis
unterhalb dem Punct der verlängerten Augenaxe, wobei
sich die Pupille nicht mehr verengern kann, z. B. bis
auf 4 Linien ab, so steigt W sehr bald bis auf l Grad
uud noch weiter darüber hinaus. Die äussern Strahlen
des Objects werden bei diesem verminderten Abstande
des letztem immer auf gleiche Art wie durch eine
ungeschichtete Linse gebrochen, und es tritt Undeutlichkeit
des Sehens wegen Unbestimmtheit der Umrisse des
Bildes auf der Netzhaut ein. Hingegen für ein regel-
mäfsig gebauetes Auge kann P bis ins Unendliche
wachsen, und diese Umrisse bleiben doch immer
bestimmt, weil auch bei der gröfsten Weite, welche
die Pupille dann erhält, die äussersten Strahlen des
Gegenstandes jene Gränze nicht erreichen, oberhalb
welcher bei einerlei Entfernung P die Focaldistanzen
und die zu diesen gehörigen Winkel im umgekehrten
Verhältnifs steigen und fallen*).
*) In P u rk in je ’h Beobachtungen und Versuchen zur Physiologie der
Sinne, einem Buche, das manche richtige Beobachtungen, aber eben
soviele unrichtige Deutungen des Gesehenen enthalt, ist als Folge der
Hinausrückung einer weissen Kreisfläche auf schwartzem Grunde über die
Gränzen des deutlichen Sehens angegeben, dafs sie aus einander trete
und sich vervielfältige. Hier ist für etwas Allgemeines angenommen,
44. Wenn bei schwächerer Beleuchtung die Pupille
bis zu der Gränze, auf welcher das Maximum von X
eintritt, und bei stärkerer unterhalb diesem Punct ausgedehnt
ist, so mufs, wie aus den Rechnungen des
35ten § folgt, für einerlei Entfernung P des Objects
das Bild desselben auf der Netzhaut im ersten Fall
gröfser als im letztem seyn. In der That kommen
uns auch in der Dämmerung die sichtbaren Dinge gröfser
als beim hellen Mittagslichte vor. Hierin, und nicht
wie man glaubt blos darin, dafs man sich über die
Entfernung täuscht, liegt auch wohl der eigentliche
Grund, dafs uns die Sonne und der Mond während
und gleich nach ihrem Aufgange gröfser zu seyn
scheinen, als dann, wenn sie dem Zenith näher sind.
Sehen wir sie am Zenith, mit vollem Lichte strahlend,
so erblicken wir sie durch eine weit engere Pupille als
bei ihrem Aufgange, wobei ihr noch schwaches Licht
nur erst eine geringe Zusammenziehung der Pupille
hervorbringt. Ungeachtet aber die Gegenstände bei der
Erweiterung der Pupille von schwächerer Erleuchtung
uns gröfser erscheinen als bei der Verengerung der
Pupille von stärkerem Lichte, so halten wir sie doch
im erstem Fall für entfernter als im letztem, weil sie
schwach erhellet sich uns mit schwächern Umrissen
als bei voller Beleuchtung darstellen, und unser Urtheil
über die Entfernung der Gegenstände vorzüglich durch
die Schärfe der Umrisse bestimmt wird. Wenn in
völliger Dunkelheit ein einzelner leuchtender Punct
was sich nur bei einem unregelmäfsigen Bau der Hornhaut ereignet
hat und ereignen kann. Aehuliche Erfahrungen und Schlüsse findet
man in dem obigen Werke noch mehrere andere.