
und aus welcher viele ausgezeichnete Geistliche
hervorgegangen sind. Er ward am 4ten Februar 1770
zu Bremen geboren, wo sein Vater Kaufmann war.
Die erste wissenschaftliche Bildung erhielt er auf dem
Gymnasium seiner Vaterstadt. Vorzüglich sprach ihn
die Mathematik an, worin er schnell grofse Fortschritte
machte. Auch für die Physik zeigte er grofse
Vorliebe, sowie überhaupt für die Naturwissenschaften.
Diese Neiguug war es, die den jungen Treviranus
zum Studium der Heilkunde führte, mit dem er sich
in Göttingen während der Jahre 1793 bis 96 mit
jenem Eifer beschäftigte, der alle seine Bestrebungen
auszeichnete. In dieser für seine Wifsbegierde neuen
Welt zog ihn vor Allem die Naturlehre der lebenden
Wesen mächtig an. Schon im August 1795 sendete
er eine Abhandlung über die Nervenkraft und deren
Wirkungsweise an Reil, welche ohne des Verfassers
Namen im ersten Bande des Archivs für Physiologie
abgedruckt ist.
Am 24ten September 1796 erlangte Treviranus,
nach Vertheidigung seiner Inaugural-Dissertation, De
emendandct Physiologia, die Doctor - Würde, und
kehrte nach seiner Heimath zurück, um sich der
Ausübung der Heilkunde zu widmen. Bald nach
seiner Rückkunft wurde er am Lyceum, einer damals
noch in Bremen zwischen Gymnasium und Universität
bestehenden Lehranstalt, zum Professor der Mathematik
und Medicin ernannt. Einige Zeit darauf ver-
heirathete er sich mit El isabeth Focke, deren
Verlust er vor drei Jahren zu beklagen hatte.
Treviranus erwarb sich schnell durch seine
grofsen Kenntnisse, sein liebe- und würde-volles
Betragen am Krankenbette, das frei von aller Charlatanerie
war, das Vertrauen und die Achtung seiner
Mitbürger. Aufser der seinem ärztlichen Berufe gewidmeten
Zeit lebte er in stiller Zurückgezogenheit,
unermüdet emsig mit dem Studium trefflicher Werke
und Untersuchungen über den Bau und das Leben
der Gewächse und Thiere beschäftigt. Nur im Kreise
seiner Familie und im Umgang mit wenigen auserwählten
vertrauten Freunden gönnte er sich Erholung.
Während des Sommers begab er sich einige Wochen
lang auf einen kleinen, in dem freundlichen Oberneuland
gelegenen Landsitz, um ungestört der Betrachtung
der Natur und seinen Forschungen zu leben.
Ein stilles, geräuschloses Leben, bei dem er sich
ganz seinen Arbeiten überlassen konnte, war sein
höchstes Glück, und dann wirkte sein Geist am
kräftigsten. Reisen sagten ihm nicht zu. Nur im
Jahr 1810, begab er sich nach Paris, und im Jahr
1829 wohnte er der Versammlung der Naturforscher
und Aerzte in Heidelberg bei, nach deren Beendigung
ich das Vergnügen hatte, mit ihm eine Rhein-Reise
zu machen, die ihn ungemein erheiterte und erfreute.
Bei solcher Lebensweise und rastloser Thätigkeit
ist es begreiflich, wie Treviranus, obgleich ein sehr
beschäftigter Arzt, die Literatur der vergleichenden
Anatomie und der Physiologie in ihrem ganzen Umfange
mit so zahlreichen und so ausgezeichneten
Werken bereichern konnte. Im Jahr 1797, bald nach