Aus allen unsern bisherigen Untersuchungen folgt,
dafs das System der Saugadern von gewissen Seiten
in einem Gegensatz gegen das der Nerven stellt, dafs
aber in anderer Rücksicht eine Aehnlichkeit zwischen
beiden statt findet. Die Nervenzwetge, die nicht zu
Sinneswerkzeugen gehen, endigen sich im Zellgewebe;
hingegen entspringen aus dieser Substanz alle Saugadern,
die nicht unmittelbar von aussen Stoffe aufnehmen.
Jene Zweige sind Begleiter der Arterien; diese Adern begleiten
die Venen. Die ersten Anfänge sowohl der Nerven
als der Lymphgefafse sind Elementarcylinder, die sich
der Länge nach an einander legen. Die Nerven zerfallen
beim Durchgänge durch ihre Knoten auf ähnliche Art
in ihre organische Elemente, und werden darin auf
ähnliche Art wieder neu erzeugt, wie die Saugadern
in den lymphatischen Drüsen. Jene nehmen in allen
Sinnesorganen äussere Eindrücke durch Papillen auf,
worin sich die letzten Enden der Cylinder, aus welchen
sie bestehen, nach aussen endigen, und durch ähnliche
Papillen saugen die äussern Enden der Cylinder, woraus
die Saug- und Milchaderzotten zusammengesetzt sind,
äussere Stoffe ein.
v r a .
Schwingende Wimpern
der Papillen mehrerer Organe.
Alle Papillen der Nerven und der Saugadern sind ohne
Zweifel, wie die der Zunge, einer Erection fähig. Es
wäre möglich, dafs sie sich auch abwechselnd ausdehnten
und zusammenzögen, und die schwingenden
Bewegungen unter Wasser bewirkten, deren Allgemeinheit
im Thierreiche durch P u rk in je ’s und Val ent in ’s
wichtige Beobachtungen*) dargethan ist. Ich sähe in
der That neuerlich, was ich früher nicht wahrnahm
und deswegen bezweifelte, dafs die Anziehung und
Abstofsung des Wassers, welche die Fühlblätter der
Anodonten hervorbringen, von sehr kleinen, sich abwechselnd
und äufserst schnell verlängernden und verkürzenden
Papillen entsteht, womit, der Rand und ein
Theil der obern Fläche jener Organe besetzt ist. Bei
weitem Nachforschungen nach dem Mechanismus dieser
Bewegungen, die ich vorzüglich an Fröschen, Wasserschnecken
und Wassermuscheln machte, fand ich indefs,
dafs die bewegende Kraft zwar in den Papillen liegen
mufs, dafs die schwingenden Theile aber wahrscheinlich
fadenförmige Fortsätze des Epitheliums sind, wromit die
) In ihrer Schrift De phaenomenis mofus vibratorii continui in mera-
branis anitnalium plurimorum obvii. Wratislav. 1835.
Trev. Beitr. I. 2. g