Bemerkung, dafs ein weisser Punct auf dunkeim
Grunde dem Auge früher entschwindet,. als ein
schwartzer Punct auf weissem Papier*).
Auf den Erfolg des von Kohl rausch angeführten
Versuchs hat aber überdies noch die Weite der Pupille
Einflufs, die sich der Entfernung des Objects, worauf
die Augenaxe gerichtet ist, anpafst. Kohl rausch
meinet zwar, auch dargethan zu haben, dafs das
deutliche Sehen in verschiedener Entfernung nicht
durch einen bestimmten Durchmesser der Pupille
bedingt wrerde**)> Sein Beweis würde aber kaum
einer Prüfung wferth seyn, wenn sich nicht einige
allgemeine Erinnerungen dabei machen liefsen. Betrachtet
man Gegenstände durch ein Loch eines
Kartenblatts von ungefähr £ Linie im Durchmesser,
so erscheinen diese in einem Abstande von 5 Zoll bis
zu jeder beliebigen Entfernung scharf begränzt. Man
kann also, sagt K. bei ganz unveränderter Pupille in
jeder Entfernung gleich deytlich sehen. Damit soll
ein Satz umgestofsen seyn, für den sich grade dieses
Factum mit als ein Grund anführen läfst. Untersucht
*) G. R. T r e v ir a n u s über den blättrigen Bau der Cryslalllinse. S. 61.—*
Hingegen einen optischen Grund hat die Thatsache, dafs eine Linie
länger sichtbar ist als ein einzelner Punct, dessen Durchmesser
ihrer Breite gleich kömmt, wie auch schon von J u r in (a. a. O.
p. 151) gezeigt ist. Mehrere vereinigte Puncte machen nehmlich
einen stärkern Eindruck auf das Auge als ein einzelner. Es läfst
sich daher nicht aus der weitern Entfernung, worin ein Haar sichtbar
bleibt, auf eine gröfsere Kleinheit des äussern Sehewinkels schliefsen,
als sich aus dem Abstand ergiebt, worin der haarbreiteZwischenraum
zwischen zwei Puncten verschwindet, wie von Volkmann (a. a. O.
S. 62) und andern Schriftstellern gethan ist.
**) A. a. O. S. 19.
man dasselbe näher, so findet man,' dafs e9 damit
folgende Bewandnifs hat. Durch eine Oeffnung, die
einen kleinern Durchmesset hat, als der kleinste ist,
den die Pupille haben kann, sieht man zwei kleine,
unter der Loupe auf weissem Papier einander so nahe
gemachte Puncte, dafs sie dem blofsen Auge nur als
ein einfacher Punct erscheinen, noch als getrennt,
und man unterscheidet sie noch in der Entfernung
von a bis 3 Zoll, die unter der Seheweite des blofsen
Auges ist. Hält man die Puncte in einem weitern
Abstand vom Auge, so sind sie durch das Loch des
Kartenblatts gar nicht mehr zu erkennen, während
sie das blofse Auge in eben dieser Entfernung noch
als einen einfachen Punct, als einen solchen aber
noch deutlich wahrnimmt. Blickt man durch die
Oeffnung auf einen entfernten Thurm, so stellt sich
dieser zwar da, wo er den hellen Himmel zum
Hintergrund hat, in bestimmten Umrissen, doch wie
im Dämmerlichte dar, und es lassen sich einzelne
Theile desselben, die man mit blofsen Augen deutlich
sieht, z. B. die Sprossen der Fenster, die kleinern
Verzierungen von Bildhauerarbeit u. d. gl. nicht deutlich
erkennen.
Hieraus folgt ja offenbar, dafs die Weite der
Oeffnung, wodurch die Lichtstrahlen ins Auge fallen,
einen sehr grofsen Einflufs auf das deutliche Sehen
naher und ferner Gegenstände hat. Wir würden
durch eine unveränderliche Pupille von £ oder ^ Linie
im Durchmesser sehr nahe Objecte schärfer, hingegen
ferne weit weniger deutlich sehen, als durch die
gröfsere, aber der Entfernung der Gegenstände sich