Ueber ihre Verschiedenheit giebt aber nicht immer
die microscopische Untersuchung Aufschlufs. Lassen
wir uns also blos durch diese bei der Anordnung der
thierischen Grundtheile leiten, so werden wir Organe,
die im Leben ganz heterogene Eigenschaften besitzen,
als gleichartig zusammenstellen. Wir müssen daher die
Lebenserscheinungen der Theile mit als Eintheilungs-
grund annehmen. Allein hiermit reichen wir auch nicht
aus, weil uns viele dieser Verrichtungen dunkel sind.
Wir haben also auch die physischen und chemischen
Eigenschaften der Organe als Charactere der aufzustellenden
Classen und Ordnungen zu berücksichtigen.
Nach ihren Eigenschaften zerfallen die; Organe
in solche, die theils zunächst mit dem Seelenleben in
Beziehung stehen, theils die thierischen Bewegungen
hervorbringen, und in solche, die blos durch physische
Kräfte wirken. Zu den erstem gehören das Gehirn,
das Rückenmark, die Nerven und die Muskeln; zu
den letztem die Bänder, Sehnen, Knochen, Knorpel,
Haare, Nägel und die Epidermis. Jene zeichnen sich
durch einen bedeutenden Gehalt an Eiweifs - und
Faserstoff aus, welche diesen entweder ganz fehlen,
oder nur in geringer Quantität und zum Theil nur
deswegen, weil die letztem Organe sich von den erstem
nicht ganz absondern lassen, beigemischt sind.
Die Theile der zweiten Classe lassen sich weiter
unterscheiden in solche, die beim Kochen mit Wasser
sich in Gallerte verwandeln, und in solche, die nicht
durch diese Operation verändert, wohl aber durch
feuerbeständige ätzende Alkalien aufgelöst werden. Den
beim Kochen gelatinirenden Stoff, der in der ersten
dieser Unterabtheilungen vorkömmt, werden wir S e h nenstof
f, den nicht gelatinirenden, welcher der zweiten
eigen ist, Horns tof f nennen. Beide Stoffe erscheinen
als organische Elemente in der Gestalt von weichen
Häuten, steifen Platten, oder fadenförmigen Theilen.
Sind diese Fäden solide, so werden wir sie mit dem
Namen von Fasern bezeichnen. Die nehmliche Benennung
wird ihnen auch noch bleiben, wenn sie hohl
sind und eine Flüfsigkeit enthalten, aber eine solche
von der sich annehmen läfst, dafs sie keiner weitern
Organisation fähig ist. Sie haben in beiden Fällen
eine gröfsere Steifheit und Härte als ihnen dann eigen
ist, wenn sie als microscopische Schläuche einen Saft
führen, worin sich unter gewissen Umständen noch
wieder andere organische Gebilde in der Form von
noch kleinern Schläuchen oder von Kügelchen erzeugen.
In diesem Fall nenne ich sie Elementarcylinder .
Solche Cylinder sind die organischen Elemente fies
Gehirns und der Nerven, für die sich keine letzte
Gränze der innern Organisation angeben läfst. Sie sind
aber auch dem Zellgewebe eigen, und aus dem Zustand,
worin diese Substanz sie enthält, gehen sie auf der
einen Seite in den, worin sie im Gehirn und in den
Nerven erscheinen und die ersten Anfänge der Saug-
adem ausmachen, auf der andern in Muskel-, Band-
Sehnen- und Hornfasern über.
Hiermit ist uns der Weg für unsere Untersuchungen
vorgezeichnet. Wir werden zuerst die organischen
Elemente des Zellgewebes, und dann die des Gehirns
und der Nerven betrachten. Hierauf werden die fasrigen,
blättrigen und häutigen Grundtheile folgen. Von dem