Ich habe dies erfahren, nachdem ich mich vor
zwanzig- Jahren mit Untersuchungen der organischen
Elemente der thierischen Körper beschäftigt, und die
Resultate derselben im iten Bande der, von meinem
Bruder und mir herausgegebenen Vermischten Schriften,
anatomischen und physiologischen Inhalts, bekannt
gemacht hatte. In der folgenden Zeit zogen andere
Gegenstände meine Aufmerksamkeit so sehr auf sich,
dafs ich mehrere Jah re hindurch diesen aus den Augen
verlohr. Als ich an ihn zurückdachte, stiegen mir bei
manchen Puncten Bedenken auf. Eines der wichtigsten
Resultate meiner Beobachtungen war der Satz: Dafs
alles Zollgewebe ausser Kügelchen gewisse Gebilde
enthält, die ich Elementarcylinder nannte und von
denen ich glaubte, dafs sie sich, auf verschiedene Art
modifizirt, in den mehresten der übrigen Organe wieder-
fänden. E s wurde mir zweifelhaft, ob das, was ich
für organische Röhren angesehen hatte, nicht oft blos
in die Länge gezogener Schleim gewesen w'äre, und
ich äusserte meinen Verdacht in einem Briefe an den
Herrn Professor E . H. W e b e r , den dieser in den
iten Band seiner schätzbaren Umarbeitnng des Hil-
debrandtschen Handbuchs der Anatomie des Menschen
(S . 1 3 6 ) mit aufgenommen hat. Manche Beobachtungen,
die ich dann und wrann machte, und von
welchen ich einige in der iten Abtheilung des 2ten
Bandes meiner Darstellung der Erscheinungen und
Gesetze des organischen Lebens (S. 2 fg.) angeführt
habe, trugen mehr bei, mich noch weiter irre zu führen,
als mir Gewifsheit zu verschallen.
Um aus diesem Zustand des Schwankens zwischen
Wahrheit und Irrthum befreiet zu werden, entschlofs
ich mich endlich, den Weg, den ich früher ging,
noch einmal wieder einzuschlagen. Im Besitz von
Kenntnissen, Erfahrungen und Hülfsmitteln, die ich
ehemals noch nicht hatte, durfte ich jetzt hoffen, dafs
meine Anstrengungen nicht fruchtlos seyn würden. Zu
den neuen Hülfsmitteln, die ich erhalten hatte, gehörte
vorzüglich ein Plöfslsches zusammengesetztes Microscop,
das Herr Baron von Jacquin in Wien unter seiner
Aufsicht für mich verfertigen zu lassen die Güte gehabt
hatte. Meine frühem Beobachtungen stellte ich mit
einfachen, sehr guten Linsen an, die bis öoomal im
Durchmesser vergröfserten. Ich ziehe noch jetzt diese
für Vergröfserungen, die nicht über x5o hinausgehen,
den zusammengesetzten Microscopen in manchen Fällen
vor. Für stärkere Vergröfserungen haben aber in der
Regel die^ letztem einen Vorzug, weil sie mehr Licht
zulassen und ein gröfseres Sehefeld gewähren. Besonders
giebt bei 3oomaliger Vergröfserung mein Plöfslsches
Instrument ein Bild von der gröfsten Deutlichkeit. Zum
Ausmessen der beobachteten Gegenstände besitze ich
zwei, von Herrn Plöf s l mit grofser Genauigkeit verfertigte
Glasmicrometer, von welchen der eine bis auf
_u} der andere bis auf -fe des Millimeters eingetheilt
ist. Wenn man dieselben, nach der von Ramsden