B ei den warmblütigen Thieren zeigen sich die
gröfsern Cylinder allenthalben im Gehirn schon auf
der G ranze der Rindensubstanz, und bilden bündelweise
mit einander vereinigt erst das Hirnmark, dann die
Wurzeln der Nerven und hierauf die Nerven selber.
Die Verschiedenheit der Rinden- und Markcylinder fällt
vorzüglich in die Augen, wenn man dünne Scheiben
von dem, in die Riechkolben übergehenden, aus dünnen,
abwechselnden Bündeln von Rinde und Mark bestehenden
Theil der gestreiften Körper des Gehirns kleiner Nage-
thiere unter dem Microscop betrachtet. In einer solchen,
aus dem Gehirn der Maus genommenen Scheibe haben
die Bündel eine Dicke von 0,009 bis o,o4 Mill. Die
Markbündel sind farbenlos und hell, die Rindenbündel
gelblich und dunkel. Jen e bestehen aus fast graden,
schlaff neben einander liegenden Cylindern. In diesen
sind die CyUnder weit dünner, dicht an einander gedrängt
und unter sich verschlungeu. In den Schenkeln
des grofsen Gehirns, zwischen deren Marksubstanz
ebenfalls Streifen von Rinde liegen, fand ich bei einem
Kaninchen die Markcylinder o,oo33 Mill., die Rinden-
cylinder nur 0,0010 bis 0,0017 M. breit. Bei einer
kurzohrigen Eule (Strix brachyotos) sähe ich sowohl
in der Rinde als im Mark der vordem Hirnhemisphären
lange, ganz ungegliederte, parallel und dicht neben
einander liegende Cylinder, die in beiden Hirnsubstanzen
von der gröfsten Feinheit, aber doch in der Rinde noch
weit feiner als im Mark waren, in jener Substanz mehr
und häufiger als in dieser bündelweise vom graden
Wege abw’ichen, und in der erstem Blutgefäfse zwischen
sich enthielten. Die Medullarcylinder hatten eine Dicke
von 0,0008 bis 0,001 Mill. Der Durchmesser der Cor-
ticalcylinder war zu klein, um ihn noch mit einiger
Sicherheit bestimmen zu können. Die Gefäfse, die
zwischen diesen verliefen, hatten eine Breite von o,oo5
bis 0,006 Mill.
Ueber das Verhältnifs der Markröhren des grofsen
Gehirns zu denen des verlängerten Marks und der
letztem zu den Cylindern der Nervenwurzeln dieses
Theils machte ich Messungen bei einem Maulwurf. In
den Fimbrien des Fornix hatten diese Röhren einen etwas
gröfsern Durchmesser als die Elementarcylinder des
unter den Kopfmuskeln liegenden Zellgewebes (S. 16),
nehmlich von o,oo3 Mill. Der Diameter der Markcylinder
des verlängerten Marks betrug o,oo4 bis o,oo5 M.
In den Markbündeln, die zü den Nerven des fünften Paars
gehen, stieg die Breite der Cylinder bis auf 0,0066 M.
In den Cylindern der Marksubstanz des sehr zähen
und trocknen, grofsen Gehirns und verlängerten Marks
eines alten Huhns konnte ich deutlich eine äussere Haut,
die durch einen Zwischenraum von einer innern Substanz
abgesondert war, unterscheiden. Dieser Bau beweist,
dafs die Cylinder nicht solide Fasern, sondern hohle
Röhren sind. Zuweilen fand ich in ihnen auch Bläschen.
Sie enthielten aber niemals diese im ganz frischen Z u stande
und unbcfeuchtet mit Wasser. Auch gab es
dann nie in ihnen ein sonstiges Gestaltetes.
Das Verdienst der Entdeckung des Uebergangs der
Markröhren in die Nervenröhren hat sich E h r e n b e r g * )
*) Ueber den Mangel des Nervenmarks im Gehirne der Menschen und
Thiere u. s. w. in Poggendorf f’s Annalen der Physik. B. XXVIII.
St. 2. 1833.